Vor allem die Ostdeutschen verehren “Gorbi”, wie sie ihn nennen, noch immer als einen Politiker, der ihnen vor mehr als drei Jahrzehnten die Freiheit brachte. In den 1980er Jahren unterzeichnete die Sowjetunion unter der Führung von Gorbatschow bahnbrechende nukleare Abrüstungs- und Rüstungskontrollverträge mit den Vereinigten Staaten.
SRF-Evaluationskorrespondentin Luzia Tschirky
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„Mit Michail Gorbatschow ist eine der zentralen Figuren aller Gegner des Angriffskriegs von Wladimir Putin gegen die Ukraine gestorben. Denn auch wenn Gorbatschows Politik der Öffnung und schließlich Auflösung der Sowjetunion nicht immer so friedlich verlief, wie es der Friedensnobelpreisträger vermuten lässt, so war er doch im Gegensatz zu Wladimir Putin ein Reformer. Deshalb wird er von den fortschrittlichen Kräften in Russland und im Westen gefeiert. Aber in der Mehrheit der russischen Bevölkerung genoss er die niedrigsten Zustimmungswerte aller ehemaligen Staatsoberhäupter der Sowjetunion vor und nach ihm. In den letzten Jahren ist sie in politische Bedeutungslosigkeit abgeglitten. Zuletzt hatte er sich aus gesundheitlichen Gründen zunehmend zurückgezogen. Michail Gorbatschow hat den russischen Angriff auf die benachbarte Ukraine nie öffentlich kommentiert. Sein Schweigen kann nicht länger der Komplizenschaft vorgeworfen werden. Um seine Anhänger, die in Russland bleiben, soll es noch ruhiger werden.” In seiner Heimat leitete Gorbatschow als Generalsekretär der Kommunistischen Partei mit seiner Politik der „Glasnost“ (Offenheit) und „Perestroika“ (Umstrukturierung) einen beispiellosen Reformprozess ein. Dies brachte den Menschen des totalitären Systems eine beispiellose Freiheit. Bild 1/8 Bildunterschrift: Michail Gorbatschow war von 1985 bis 1991 Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) und von März 1990 bis Dezember 1991 Präsident der Sowjetunion. Mit seiner Reformpolitik läutete er das Ende der Kälte ein Krieg und der Zusammenbruch der ehemaligen Sowjetunion. (Bild von 1993) Reuters Bild 2/8 Bildunterschrift: Dezember 1988: Mitglieder des sowjetischen Politbüros geben ihre erste Stimme für den sowjetischen Präsidenten Andrej Gromyko ab (untere Reihe, Mitte). Dann wird Michail Gorbatschow (untere Reihe rechts) zum neuen Präsidenten gewählt. Schlüsselstein Bild 3/8 Bildunterschrift: Außenpolitisch betrieb Gorbatschow eine rezessive Diplomatie, die zu verbesserten sowjetisch-amerikanischen Beziehungen und schließlich zum Ende des Kalten Krieges führte. Das Foto zeigt Gorbatschow 1986 mit dem damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan. Die beiden Politiker beschlossen daraufhin, intensiv miteinander zu sprechen. Reuters Bild 4/8 Bildunterschrift: Die von Gorbatschow initiierte Reformpolitik der Glasnost (Öffnung) und Perestroika (Umstrukturierung) zielte auf eine grundlegende wirtschaftliche und soziale Erneuerung der Sowjetunion. Im Bild: Ein letzter Wortwechsel mit Reagan nach zweitägigen Gesprächen am 12. Oktober 1986 in Finnland. Reuters Bild 5/8 Bildunterschrift: Abrüstung war für Gorbatschow ein zentrales Thema. Nicht zuletzt wollte er auch die extrem hohen Kosten für die sowjetische Rüstungsindustrie und das Militär senken. Im Bild: Gorbatschow und Reagan unterzeichnen 1987 den Washingtoner Vertrag über die Vernichtung nuklearer Mittelstreckenwaffen. Reuters Bild 6/8 Bildunterschrift: Gorbatschows Abschaffung des Vormachtanspruchs der UdSSR im Ostblock ermöglichte den gesellschaftlichen Wandel in Mittel- und Osteuropa. Dafür erhielt er den Friedensnobelpreis. Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 stimmte die UdSSR der Wiedervereinigung Deutschlands zu. Im Bild: Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl mit Gorbatschow. Reuters Bild 7/8 Mythos: Die Perestroika war geprägt von Experimenten und Improvisationen, bei denen Gorbatschow zunehmend unter Druck geriet. Ein gegen ihn gerichteter Staatsstreich konservativer Politiker und Militärs im August 1991 scheiterte am aktiven Widerstand der politischen Opposition um Boris Jelzin (Bild links), dem Präsidenten der Russischen Föderation. Reuters Bild 8/8 Bildunterschrift: Gorbatschow trat Ende August 1991 als Chef der KPdSU zurück. Nach der Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) im Dezember 1991 und dem anschließenden Zerfall der UdSSR schied er Weihnachten 1991 auch aus dem Präsidentenamt aus. Er dann gründete einen Sozialfonds, wirtschaftliche und politische Forschung (Gorbatschow-Stiftung). Schlüsselstein
Nobelpreis für den Reformkurs
1990 erhielt Gorbatschow für seine mutigen Reformen den Friedensnobelpreis. Der politische Prozess führte zu massiven Umwälzungen in allen Republiken der Sowjetunion und schließlich zum Zusammenbruch des kommunistischen Imperiums. Ein großer Teil der russischen Bevölkerung sah in dem ehemaligen Partei- und Staatschef stets den Totengräber der Sowjetunion – und einen Politiker ohne Machtinstinkt. Gorbatschow trat 1991 als Präsident der Sowjetunion zurück, bevor sich der Staat kurz darauf selbst auflöste. Der neue mächtige Mann in Moskau wurde dann der russische Präsident Boris Jelzin (1931 – 2007). Bis zu seinem Tod hatte Gorbatschow seinem eigenen politischen Establishment in Moskau hervorragende Dienste geleistet. Die Organisation unterstützt demokratische Werte und die Annäherung zwischen Russland und dem Westen. Gorbatschow hat viele Bücher geschrieben – in jüngerer Zeit auch über seine Desillusionierung gegenüber Deutschland und dem Westen. Insbesondere prangerte er an, dass neue Feindbilder gegen Russland geplant seien. Zu den Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag des Mauerfalls im Herbst 2019 kam Gorbatschow aus gesundheitlichen Gründen nicht. Er musste in den vergangenen Jahren immer wieder ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der Politiker war Mitinhaber der kremlkritischen Zeitung “Nowaja Gazeta”, die immer wieder Missstände in Russland aufdeckt. Gorbatschow hat in den vergangenen Jahren immer wieder Kreml-Chef Wladimir Putin aufgefordert, die Medien- und Wahlfreiheit nicht weiter einzuschränken. Der Politiker ist in Moskau auf dem New Maiden Cemetery für Prominente begraben – neben seiner Frau Raisa.
title: “Tod Des Letzten Sowjetischen Staatsoberhaupts Tod Des Ehemaligen Sowjetischen Pr Sidenten Michail Gorbatschow Nachrichten Klmat” ShowToc: true date: “2022-11-07” author: “Bernard Spencer”
Vor allem die Ostdeutschen verehren “Gorbi”, wie sie ihn nennen, noch immer als einen Politiker, der ihnen vor mehr als drei Jahrzehnten die Freiheit brachte. In den 1980er Jahren unterzeichnete die Sowjetunion unter der Führung von Gorbatschow bahnbrechende nukleare Abrüstungs- und Rüstungskontrollverträge mit den Vereinigten Staaten.
SRF-Evaluationskorrespondentin Luzia Tschirky
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„Mit Michail Gorbatschow ist eine der zentralen Figuren aller Gegner des Angriffskriegs von Wladimir Putin gegen die Ukraine gestorben. Denn auch wenn Gorbatschows Politik der Öffnung und schließlich Auflösung der Sowjetunion nicht immer so friedlich verlief, wie es der Friedensnobelpreisträger vermuten lässt, so war er doch im Gegensatz zu Wladimir Putin ein Reformer. Deshalb wird er von den fortschrittlichen Kräften in Russland und im Westen gefeiert. Aber in der Mehrheit der russischen Bevölkerung genoss er die niedrigsten Zustimmungswerte aller ehemaligen Staatsoberhäupter der Sowjetunion vor und nach ihm. In den letzten Jahren ist sie in politische Bedeutungslosigkeit abgeglitten. Zuletzt hatte er sich aus gesundheitlichen Gründen zunehmend zurückgezogen. Michail Gorbatschow hat den russischen Angriff auf die benachbarte Ukraine nie öffentlich kommentiert. Sein Schweigen kann nicht länger der Komplizenschaft vorgeworfen werden. Um seine Anhänger, die in Russland bleiben, soll es noch ruhiger werden.” In seiner Heimat leitete Gorbatschow als Generalsekretär der Kommunistischen Partei mit seiner Politik der „Glasnost“ (Offenheit) und „Perestroika“ (Umstrukturierung) einen beispiellosen Reformprozess ein. Dies brachte den Menschen des totalitären Systems eine beispiellose Freiheit. Bild 1/8 Bildunterschrift: Michail Gorbatschow war von 1985 bis 1991 Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) und von März 1990 bis Dezember 1991 Präsident der Sowjetunion. Mit seiner Reformpolitik läutete er das Ende der Kälte ein Krieg und der Zusammenbruch der ehemaligen Sowjetunion. (Bild von 1993) Reuters Bild 2/8 Bildunterschrift: Dezember 1988: Mitglieder des sowjetischen Politbüros geben ihre erste Stimme für den sowjetischen Präsidenten Andrej Gromyko ab (untere Reihe, Mitte). Dann wird Michail Gorbatschow (untere Reihe rechts) zum neuen Präsidenten gewählt. Schlüsselstein Bild 3/8 Bildunterschrift: Außenpolitisch betrieb Gorbatschow eine rezessive Diplomatie, die zu verbesserten sowjetisch-amerikanischen Beziehungen und schließlich zum Ende des Kalten Krieges führte. Das Foto zeigt Gorbatschow 1986 mit dem damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan. Die beiden Politiker beschlossen daraufhin, intensiv miteinander zu sprechen. Reuters Bild 4/8 Bildunterschrift: Die von Gorbatschow initiierte Reformpolitik der Glasnost (Öffnung) und Perestroika (Umstrukturierung) zielte auf eine grundlegende wirtschaftliche und soziale Erneuerung der Sowjetunion. Im Bild: Ein letzter Wortwechsel mit Reagan nach zweitägigen Gesprächen am 12. Oktober 1986 in Finnland. Reuters Bild 5/8 Bildunterschrift: Abrüstung war für Gorbatschow ein zentrales Thema. Nicht zuletzt wollte er auch die extrem hohen Kosten für die sowjetische Rüstungsindustrie und das Militär senken. Im Bild: Gorbatschow und Reagan unterzeichnen 1987 den Washingtoner Vertrag über die Vernichtung nuklearer Mittelstreckenwaffen. Reuters Bild 6/8 Bildunterschrift: Gorbatschows Abschaffung des Vormachtanspruchs der UdSSR im Ostblock ermöglichte den gesellschaftlichen Wandel in Mittel- und Osteuropa. Dafür erhielt er den Friedensnobelpreis. Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 stimmte die UdSSR der Wiedervereinigung Deutschlands zu. Im Bild: Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl mit Gorbatschow. Reuters Bild 7/8 Mythos: Die Perestroika war geprägt von Experimenten und Improvisationen, bei denen Gorbatschow zunehmend unter Druck geriet. Ein gegen ihn gerichteter Staatsstreich konservativer Politiker und Militärs im August 1991 scheiterte am aktiven Widerstand der politischen Opposition um Boris Jelzin (Bild links), dem Präsidenten der Russischen Föderation. Reuters Bild 8/8 Bildunterschrift: Gorbatschow trat Ende August 1991 als Chef der KPdSU zurück. Nach der Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) im Dezember 1991 und dem anschließenden Zerfall der UdSSR schied er Weihnachten 1991 auch aus dem Präsidentenamt aus. Er dann gründete einen Sozialfonds, wirtschaftliche und politische Forschung (Gorbatschow-Stiftung). Schlüsselstein
Nobelpreis für den Reformkurs
1990 erhielt Gorbatschow für seine mutigen Reformen den Friedensnobelpreis. Der politische Prozess führte zu massiven Umwälzungen in allen Republiken der Sowjetunion und schließlich zum Zusammenbruch des kommunistischen Imperiums. Ein großer Teil der russischen Bevölkerung sah in dem ehemaligen Partei- und Staatschef stets den Totengräber der Sowjetunion – und einen Politiker ohne Machtinstinkt. Gorbatschow trat 1991 als Präsident der Sowjetunion zurück, bevor sich der Staat kurz darauf selbst auflöste. Der neue mächtige Mann in Moskau wurde dann der russische Präsident Boris Jelzin (1931 – 2007). Bis zu seinem Tod hatte Gorbatschow seinem eigenen politischen Establishment in Moskau hervorragende Dienste geleistet. Die Organisation unterstützt demokratische Werte und die Annäherung zwischen Russland und dem Westen. Gorbatschow hat viele Bücher geschrieben – in jüngerer Zeit auch über seine Desillusionierung gegenüber Deutschland und dem Westen. Insbesondere prangerte er an, dass neue Feindbilder gegen Russland geplant seien. Zu den Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag des Mauerfalls im Herbst 2019 kam Gorbatschow aus gesundheitlichen Gründen nicht. Er musste in den vergangenen Jahren immer wieder ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der Politiker war Mitinhaber der kremlkritischen Zeitung “Nowaja Gazeta”, die immer wieder Missstände in Russland aufdeckt. Gorbatschow hat in den vergangenen Jahren immer wieder Kreml-Chef Wladimir Putin aufgefordert, die Medien- und Wahlfreiheit nicht weiter einzuschränken. Der Politiker ist in Moskau auf dem New Maiden Cemetery für Prominente begraben – neben seiner Frau Raisa.
title: “Tod Des Letzten Sowjetischen Staatsoberhaupts Tod Des Ehemaligen Sowjetischen Pr Sidenten Michail Gorbatschow Nachrichten Klmat” ShowToc: true date: “2022-11-04” author: “Leonard Laudenslager”
Vor allem die Ostdeutschen verehren “Gorbi”, wie sie ihn nennen, noch immer als einen Politiker, der ihnen vor mehr als drei Jahrzehnten die Freiheit brachte. In den 1980er Jahren unterzeichnete die Sowjetunion unter der Führung von Gorbatschow bahnbrechende nukleare Abrüstungs- und Rüstungskontrollverträge mit den Vereinigten Staaten.
SRF-Evaluationskorrespondentin Luzia Tschirky
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„Mit Michail Gorbatschow ist eine der zentralen Figuren aller Gegner des Angriffskriegs von Wladimir Putin gegen die Ukraine gestorben. Denn auch wenn Gorbatschows Politik der Öffnung und schließlich Auflösung der Sowjetunion nicht immer so friedlich verlief, wie es der Friedensnobelpreisträger vermuten lässt, so war er doch im Gegensatz zu Wladimir Putin ein Reformer. Deshalb wird er von den fortschrittlichen Kräften in Russland und im Westen gefeiert. Aber in der Mehrheit der russischen Bevölkerung genoss er die niedrigsten Zustimmungswerte aller ehemaligen Staatsoberhäupter der Sowjetunion vor und nach ihm. In den letzten Jahren ist sie in politische Bedeutungslosigkeit abgeglitten. Zuletzt hatte er sich aus gesundheitlichen Gründen zunehmend zurückgezogen. Michail Gorbatschow hat den russischen Angriff auf die benachbarte Ukraine nie öffentlich kommentiert. Sein Schweigen kann nicht länger der Komplizenschaft vorgeworfen werden. Um seine Anhänger, die in Russland bleiben, soll es noch ruhiger werden.” In seiner Heimat leitete Gorbatschow als Generalsekretär der Kommunistischen Partei mit seiner Politik der „Glasnost“ (Offenheit) und „Perestroika“ (Umstrukturierung) einen beispiellosen Reformprozess ein. Dies brachte den Menschen des totalitären Systems eine beispiellose Freiheit. Bild 1/8 Bildunterschrift: Michail Gorbatschow war von 1985 bis 1991 Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) und von März 1990 bis Dezember 1991 Präsident der Sowjetunion. Mit seiner Reformpolitik läutete er das Ende der Kälte ein Krieg und der Zusammenbruch der ehemaligen Sowjetunion. (Bild von 1993) Reuters Bild 2/8 Bildunterschrift: Dezember 1988: Mitglieder des sowjetischen Politbüros geben ihre erste Stimme für den sowjetischen Präsidenten Andrej Gromyko ab (untere Reihe, Mitte). Dann wird Michail Gorbatschow (untere Reihe rechts) zum neuen Präsidenten gewählt. Schlüsselstein Bild 3/8 Bildunterschrift: Außenpolitisch betrieb Gorbatschow eine rezessive Diplomatie, die zu verbesserten sowjetisch-amerikanischen Beziehungen und schließlich zum Ende des Kalten Krieges führte. Das Foto zeigt Gorbatschow 1986 mit dem damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan. Die beiden Politiker beschlossen daraufhin, intensiv miteinander zu sprechen. Reuters Bild 4/8 Bildunterschrift: Die von Gorbatschow initiierte Reformpolitik der Glasnost (Öffnung) und Perestroika (Umstrukturierung) zielte auf eine grundlegende wirtschaftliche und soziale Erneuerung der Sowjetunion. Im Bild: Ein letzter Wortwechsel mit Reagan nach zweitägigen Gesprächen am 12. Oktober 1986 in Finnland. Reuters Bild 5/8 Bildunterschrift: Abrüstung war für Gorbatschow ein zentrales Thema. Nicht zuletzt wollte er auch die extrem hohen Kosten für die sowjetische Rüstungsindustrie und das Militär senken. Im Bild: Gorbatschow und Reagan unterzeichnen 1987 den Washingtoner Vertrag über die Vernichtung nuklearer Mittelstreckenwaffen. Reuters Bild 6/8 Bildunterschrift: Gorbatschows Abschaffung des Vormachtanspruchs der UdSSR im Ostblock ermöglichte den gesellschaftlichen Wandel in Mittel- und Osteuropa. Dafür erhielt er den Friedensnobelpreis. Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 stimmte die UdSSR der Wiedervereinigung Deutschlands zu. Im Bild: Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl mit Gorbatschow. Reuters Bild 7/8 Mythos: Die Perestroika war geprägt von Experimenten und Improvisationen, bei denen Gorbatschow zunehmend unter Druck geriet. Ein gegen ihn gerichteter Staatsstreich konservativer Politiker und Militärs im August 1991 scheiterte am aktiven Widerstand der politischen Opposition um Boris Jelzin (Bild links), dem Präsidenten der Russischen Föderation. Reuters Bild 8/8 Bildunterschrift: Gorbatschow trat Ende August 1991 als Chef der KPdSU zurück. Nach der Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) im Dezember 1991 und dem anschließenden Zerfall der UdSSR schied er Weihnachten 1991 auch aus dem Präsidentenamt aus. Er dann gründete einen Sozialfonds, wirtschaftliche und politische Forschung (Gorbatschow-Stiftung). Schlüsselstein
Nobelpreis für den Reformkurs
1990 erhielt Gorbatschow für seine mutigen Reformen den Friedensnobelpreis. Der politische Prozess führte zu massiven Umwälzungen in allen Republiken der Sowjetunion und schließlich zum Zusammenbruch des kommunistischen Imperiums. Ein großer Teil der russischen Bevölkerung sah in dem ehemaligen Partei- und Staatschef stets den Totengräber der Sowjetunion – und einen Politiker ohne Machtinstinkt. Gorbatschow trat 1991 als Präsident der Sowjetunion zurück, bevor sich der Staat kurz darauf selbst auflöste. Der neue mächtige Mann in Moskau wurde dann der russische Präsident Boris Jelzin (1931 – 2007). Bis zu seinem Tod hatte Gorbatschow seinem eigenen politischen Establishment in Moskau hervorragende Dienste geleistet. Die Organisation unterstützt demokratische Werte und die Annäherung zwischen Russland und dem Westen. Gorbatschow hat viele Bücher geschrieben – in jüngerer Zeit auch über seine Desillusionierung gegenüber Deutschland und dem Westen. Insbesondere prangerte er an, dass neue Feindbilder gegen Russland geplant seien. Zu den Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag des Mauerfalls im Herbst 2019 kam Gorbatschow aus gesundheitlichen Gründen nicht. Er musste in den vergangenen Jahren immer wieder ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der Politiker war Mitinhaber der kremlkritischen Zeitung “Nowaja Gazeta”, die immer wieder Missstände in Russland aufdeckt. Gorbatschow hat in den vergangenen Jahren immer wieder Kreml-Chef Wladimir Putin aufgefordert, die Medien- und Wahlfreiheit nicht weiter einzuschränken. Der Politiker ist in Moskau auf dem New Maiden Cemetery für Prominente begraben – neben seiner Frau Raisa.
title: “Tod Des Letzten Sowjetischen Staatsoberhaupts Tod Des Ehemaligen Sowjetischen Pr Sidenten Michail Gorbatschow Nachrichten Klmat” ShowToc: true date: “2022-11-10” author: “Robin Mendez”
Vor allem die Ostdeutschen verehren “Gorbi”, wie sie ihn nennen, noch immer als einen Politiker, der ihnen vor mehr als drei Jahrzehnten die Freiheit brachte. In den 1980er Jahren unterzeichnete die Sowjetunion unter der Führung von Gorbatschow bahnbrechende nukleare Abrüstungs- und Rüstungskontrollverträge mit den Vereinigten Staaten.
SRF-Evaluationskorrespondentin Luzia Tschirky
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„Mit Michail Gorbatschow ist eine der zentralen Figuren aller Gegner des Angriffskriegs von Wladimir Putin gegen die Ukraine gestorben. Denn auch wenn Gorbatschows Politik der Öffnung und schließlich Auflösung der Sowjetunion nicht immer so friedlich verlief, wie es der Friedensnobelpreisträger vermuten lässt, so war er doch im Gegensatz zu Wladimir Putin ein Reformer. Deshalb wird er von den fortschrittlichen Kräften in Russland und im Westen gefeiert. Aber in der Mehrheit der russischen Bevölkerung genoss er die niedrigsten Zustimmungswerte aller ehemaligen Staatsoberhäupter der Sowjetunion vor und nach ihm. In den letzten Jahren ist sie in politische Bedeutungslosigkeit abgeglitten. Zuletzt hatte er sich aus gesundheitlichen Gründen zunehmend zurückgezogen. Michail Gorbatschow hat den russischen Angriff auf die benachbarte Ukraine nie öffentlich kommentiert. Sein Schweigen kann nicht länger der Komplizenschaft vorgeworfen werden. Um seine Anhänger, die in Russland bleiben, soll es noch ruhiger werden.” In seiner Heimat leitete Gorbatschow als Generalsekretär der Kommunistischen Partei mit seiner Politik der „Glasnost“ (Offenheit) und „Perestroika“ (Umstrukturierung) einen beispiellosen Reformprozess ein. Dies brachte den Menschen des totalitären Systems eine beispiellose Freiheit. Bild 1/8 Bildunterschrift: Michail Gorbatschow war von 1985 bis 1991 Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) und von März 1990 bis Dezember 1991 Präsident der Sowjetunion. Mit seiner Reformpolitik läutete er das Ende der Kälte ein Krieg und der Zusammenbruch der ehemaligen Sowjetunion. (Bild von 1993) Reuters Bild 2/8 Bildunterschrift: Dezember 1988: Mitglieder des sowjetischen Politbüros geben ihre erste Stimme für den sowjetischen Präsidenten Andrej Gromyko ab (untere Reihe, Mitte). Dann wird Michail Gorbatschow (untere Reihe rechts) zum neuen Präsidenten gewählt. Schlüsselstein Bild 3/8 Bildunterschrift: Außenpolitisch betrieb Gorbatschow eine rezessive Diplomatie, die zu verbesserten sowjetisch-amerikanischen Beziehungen und schließlich zum Ende des Kalten Krieges führte. Das Foto zeigt Gorbatschow 1986 mit dem damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan. Die beiden Politiker beschlossen daraufhin, intensiv miteinander zu sprechen. Reuters Bild 4/8 Bildunterschrift: Die von Gorbatschow initiierte Reformpolitik der Glasnost (Öffnung) und Perestroika (Umstrukturierung) zielte auf eine grundlegende wirtschaftliche und soziale Erneuerung der Sowjetunion. Im Bild: Ein letzter Wortwechsel mit Reagan nach zweitägigen Gesprächen am 12. Oktober 1986 in Finnland. Reuters Bild 5/8 Bildunterschrift: Abrüstung war für Gorbatschow ein zentrales Thema. Nicht zuletzt wollte er auch die extrem hohen Kosten für die sowjetische Rüstungsindustrie und das Militär senken. Im Bild: Gorbatschow und Reagan unterzeichnen 1987 den Washingtoner Vertrag über die Vernichtung nuklearer Mittelstreckenwaffen. Reuters Bild 6/8 Bildunterschrift: Gorbatschows Abschaffung des Vormachtanspruchs der UdSSR im Ostblock ermöglichte den gesellschaftlichen Wandel in Mittel- und Osteuropa. Dafür erhielt er den Friedensnobelpreis. Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 stimmte die UdSSR der Wiedervereinigung Deutschlands zu. Im Bild: Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl mit Gorbatschow. Reuters Bild 7/8 Mythos: Die Perestroika war geprägt von Experimenten und Improvisationen, bei denen Gorbatschow zunehmend unter Druck geriet. Ein gegen ihn gerichteter Staatsstreich konservativer Politiker und Militärs im August 1991 scheiterte am aktiven Widerstand der politischen Opposition um Boris Jelzin (Bild links), dem Präsidenten der Russischen Föderation. Reuters Bild 8/8 Bildunterschrift: Gorbatschow trat Ende August 1991 als Chef der KPdSU zurück. Nach der Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) im Dezember 1991 und dem anschließenden Zerfall der UdSSR schied er Weihnachten 1991 auch aus dem Präsidentenamt aus. Er dann gründete einen Sozialfonds, wirtschaftliche und politische Forschung (Gorbatschow-Stiftung). Schlüsselstein
Nobelpreis für den Reformkurs
1990 erhielt Gorbatschow für seine mutigen Reformen den Friedensnobelpreis. Der politische Prozess führte zu massiven Umwälzungen in allen Republiken der Sowjetunion und schließlich zum Zusammenbruch des kommunistischen Imperiums. Ein großer Teil der russischen Bevölkerung sah in dem ehemaligen Partei- und Staatschef stets den Totengräber der Sowjetunion – und einen Politiker ohne Machtinstinkt. Gorbatschow trat 1991 als Präsident der Sowjetunion zurück, bevor sich der Staat kurz darauf selbst auflöste. Der neue mächtige Mann in Moskau wurde dann der russische Präsident Boris Jelzin (1931 – 2007). Bis zu seinem Tod hatte Gorbatschow seinem eigenen politischen Establishment in Moskau hervorragende Dienste geleistet. Die Organisation unterstützt demokratische Werte und die Annäherung zwischen Russland und dem Westen. Gorbatschow hat viele Bücher geschrieben – in jüngerer Zeit auch über seine Desillusionierung gegenüber Deutschland und dem Westen. Insbesondere prangerte er an, dass neue Feindbilder gegen Russland geplant seien. Zu den Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag des Mauerfalls im Herbst 2019 kam Gorbatschow aus gesundheitlichen Gründen nicht. Er musste in den vergangenen Jahren immer wieder ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der Politiker war Mitinhaber der kremlkritischen Zeitung “Nowaja Gazeta”, die immer wieder Missstände in Russland aufdeckt. Gorbatschow hat in den vergangenen Jahren immer wieder Kreml-Chef Wladimir Putin aufgefordert, die Medien- und Wahlfreiheit nicht weiter einzuschränken. Der Politiker ist in Moskau auf dem New Maiden Cemetery für Prominente begraben – neben seiner Frau Raisa.