Um 3 Uhr morgens hat Russland die Pipeline Nord Stream 1 für drei Tage abgeschaltet, heißt es in der Ankündigung. Der Grund ist wieder: Wartungsarbeiten. Inzwischen verzögert sich die Übergabe einer funktionierenden Turbine. Von Annette Kammerer, ARD Studio Moskau, derzeit Berlin
Es ist Oktober 2012, als die Fertigstellung der Ostseepipeline Nord Stream 1 bei St. Petersburg gefeiert wird. Ein Mann im gestreiften Anzug drückt „Otkrijt“ – zu Deutsch „öffnen“ – und alle Anwesenden schütteln sich begeistert die Hände. Unter ihnen ist Gerhard Schröder. Logo MDR Annette Kammerer ARD Studio Moskau Seitdem treiben sechs große Turbinen die Ostseepipeline an. Inzwischen fließen täglich bis zu 167 Millionen Kubikmeter Erdgas nach Deutschland.
Ein Glücksmoment für Gerhard Schröder, den Chef von Gazprom Alexei Miller und den damaligen Chef der russischen Präsidialverwaltung Sergej Iwanow: der Start von Nord Stream 1 im Oktober 20212. Bild: image alliance / dpa
Die Aufregung ist längst verflogen
Doch heute, fast zehn Jahre später, ist davon nicht mehr viel übrig. Nur eine der sechs Turbinen soll noch in Betrieb sein.
Und statt 167 fließen pro Tag nur noch 33 Millionen Kubikmeter Gas durch die Pipeline – ein Fünftel der ursprünglichen Menge. Und nun wird der Benzinhahn für drei Tage komplett geschlossen – bis zum 2. September. Ein Mal noch.
Diese Nachricht wird wie alle anderen im russischen Staatsfernsehen gelesen. Laut russischer Aussage musste das letzte Windrad vorsorglich repariert werden.
Nur ein Routineverfahren?
Es ist der zweite Dienst in zwei Monaten. Erst Mitte Juli wurde die Pipeline – in der Regel – für zehn Tage gesperrt. Diesmal sei wieder alles Routine, versicherte die Gazprom-Gruppe.
Gleichzeitig kommen aus Moskau immer wieder die gleichen Töne. Erst gestern bekräftigte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, dass Russland nicht an dem ganzen Hin und Her um die Turbinenwartung schuld sei. Es gibt eine Garantie: Nichts stört unsere Lieferungen, außer durch technische Probleme, die durch Sanktionen verursacht werden. Russland war und ist weiterhin bereit, alle seine Verpflichtungen zu erfüllen. Europäische Länder, Kanada, die Vereinigten Staaten und Großbritannien haben Sanktionen verhängt, die normale Wartungs- und Reparaturarbeiten nicht zulassen. Abgesehen von Sanktionen gibt es jedoch keine weiteren Hindernisse für Russland, seinen Verpflichtungen nachzukommen.
Moskau hat wiederholt erklärt, dass es hier anders als in Europa nicht aus politischen Motiven agiert. Wartung und immer kleinere Gaslieferungen sind einfach notwendig.
Demonstrationsvorführung bei Siemens
Bundeskanzler Olaf Solz schien jedoch erst Anfang des Monats das Gegenteil beweisen zu wollen. Damals war es noch eine der sechs Turbinen.
Eine in Kanada gewartete Turbine konnte aufgrund von Sanktionen nicht an Russland zurückgegeben werden. Deutschland bat um eine Ausnahmeregelung, Kanada half. Anschließend besuchte Scholz persönlich die mittlerweile berühmt-berüchtigte Turbine in Mühlheim und erklärte demonstrativ: „Die Turbine ist da, sie kann geliefert werden. Man muss nur sagen ‚Ich will sie‘.
Die Turbine ist noch da
Doch der geplante Transit ist zu einem unbestimmten Zwischenstopp geworden. Gazprom hatte keine Dokumente, sagten Quellen in Russland. Die Turbine hat sich seitdem nicht bewegt.
Seit Wochen war klar, dass eine Turbine das Pipeline-Problem nicht lösen würde. Bereits im Juli hat Wladimir Putin berechnet, welche weiteren Turbinen an der Verdichterstation Portovaya installiert werden sollen und mit welchen Problemen: Dort arbeiten fünf Siemens-Pumpstationen, eine ist in Reserve. Jemand muss zur Reparatur geschickt werden. Ende Juli soll eine weitere Turbine zur Wartung und Reparatur geschickt werden. Und eine andere Turbine ist bereits außer Betrieb, weil eine Art Innenverkleidung abgefallen ist. Siemens kann dies bestätigen.
Eine Gasfackel brennt über einem Produktionsterminal in der Bucht von Portovaya nördlich von St. Petersburg. Doch von hier aus wird tagelang kein Erdgas mehr in die Pipeline North Stream 1 fließen. Bild: REUTERS
Putins Botschaft
Es ist eine komplexe Berechnung, die niemand außerhalb Russlands überprüfen kann. Aber Putins Aussage war in einem Punkt klar: Es gibt mindestens so viele Probleme wie es Turbinen gibt.
In nur zehn Jahren hat sich Nord Stream 1 von einem Kultprojekt zu einem politischen Dauerthema entwickelt – eines, das auch nach dieser Wartung sicherlich nicht enden wird.
Wieder kein Gas: Neue Wartungsarbeiten beginnen
Annette Kammerer, ARD Moskau, 30.8.2022 18:45 Uhr
title: “Russland Stoppt Gaslieferung Wieder Ruht Nord Stream 1 Klmat” ShowToc: true date: “2022-12-18” author: “Russell Davis”
Um 3 Uhr morgens hat Russland die Pipeline Nord Stream 1 für drei Tage abgeschaltet, heißt es in der Ankündigung. Der Grund ist wieder: Wartungsarbeiten. Inzwischen verzögert sich die Übergabe einer funktionierenden Turbine. Von Annette Kammerer, ARD Studio Moskau, derzeit Berlin
Es ist Oktober 2012, als die Fertigstellung der Ostseepipeline Nord Stream 1 bei St. Petersburg gefeiert wird. Ein Mann im gestreiften Anzug drückt „Otkrijt“ – zu Deutsch „öffnen“ – und alle Anwesenden schütteln sich begeistert die Hände. Unter ihnen ist Gerhard Schröder. Logo MDR Annette Kammerer ARD Studio Moskau Seitdem treiben sechs große Turbinen die Ostseepipeline an. Inzwischen fließen täglich bis zu 167 Millionen Kubikmeter Erdgas nach Deutschland.
Ein Glücksmoment für Gerhard Schröder, den Chef von Gazprom Alexei Miller und den damaligen Chef der russischen Präsidialverwaltung Sergej Iwanow: der Start von Nord Stream 1 im Oktober 20212. Bild: image alliance / dpa
Die Aufregung ist längst verflogen
Doch heute, fast zehn Jahre später, ist davon nicht mehr viel übrig. Nur eine der sechs Turbinen soll noch in Betrieb sein.
Und statt 167 fließen pro Tag nur noch 33 Millionen Kubikmeter Gas durch die Pipeline – ein Fünftel der ursprünglichen Menge. Und nun wird der Benzinhahn für drei Tage komplett geschlossen – bis zum 2. September. Ein Mal noch.
Diese Nachricht wird wie alle anderen im russischen Staatsfernsehen gelesen. Laut russischer Aussage musste das letzte Windrad vorsorglich repariert werden.
Nur ein Routineverfahren?
Es ist der zweite Dienst in zwei Monaten. Erst Mitte Juli wurde die Pipeline – in der Regel – für zehn Tage gesperrt. Diesmal sei wieder alles Routine, versicherte die Gazprom-Gruppe.
Gleichzeitig kommen aus Moskau immer wieder die gleichen Töne. Erst gestern bekräftigte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, dass Russland nicht an dem ganzen Hin und Her um die Turbinenwartung schuld sei. Es gibt eine Garantie: Nichts stört unsere Lieferungen, außer durch technische Probleme, die durch Sanktionen verursacht werden. Russland war und ist weiterhin bereit, alle seine Verpflichtungen zu erfüllen. Europäische Länder, Kanada, die Vereinigten Staaten und Großbritannien haben Sanktionen verhängt, die normale Wartungs- und Reparaturarbeiten nicht zulassen. Abgesehen von Sanktionen gibt es jedoch keine weiteren Hindernisse für Russland, seinen Verpflichtungen nachzukommen.
Moskau hat wiederholt erklärt, dass es hier anders als in Europa nicht aus politischen Motiven agiert. Wartung und immer kleinere Gaslieferungen sind einfach notwendig.
Demonstrationsvorführung bei Siemens
Bundeskanzler Olaf Solz schien jedoch erst Anfang des Monats das Gegenteil beweisen zu wollen. Damals war es noch eine der sechs Turbinen.
Eine in Kanada gewartete Turbine konnte aufgrund von Sanktionen nicht an Russland zurückgegeben werden. Deutschland bat um eine Ausnahmeregelung, Kanada half. Anschließend besuchte Scholz persönlich die mittlerweile berühmt-berüchtigte Turbine in Mühlheim und erklärte demonstrativ: „Die Turbine ist da, sie kann geliefert werden. Man muss nur sagen ‚Ich will sie‘.
Die Turbine ist noch da
Doch der geplante Transit ist zu einem unbestimmten Zwischenstopp geworden. Gazprom hatte keine Dokumente, sagten Quellen in Russland. Die Turbine hat sich seitdem nicht bewegt.
Seit Wochen war klar, dass eine Turbine das Pipeline-Problem nicht lösen würde. Bereits im Juli hat Wladimir Putin berechnet, welche weiteren Turbinen an der Verdichterstation Portovaya installiert werden sollen und mit welchen Problemen: Dort arbeiten fünf Siemens-Pumpstationen, eine ist in Reserve. Jemand muss zur Reparatur geschickt werden. Ende Juli soll eine weitere Turbine zur Wartung und Reparatur geschickt werden. Und eine andere Turbine ist bereits außer Betrieb, weil eine Art Innenverkleidung abgefallen ist. Siemens kann dies bestätigen.
Eine Gasfackel brennt über einem Produktionsterminal in der Bucht von Portovaya nördlich von St. Petersburg. Doch von hier aus wird tagelang kein Erdgas mehr in die Pipeline North Stream 1 fließen. Bild: REUTERS
Putins Botschaft
Es ist eine komplexe Berechnung, die niemand außerhalb Russlands überprüfen kann. Aber Putins Aussage war in einem Punkt klar: Es gibt mindestens so viele Probleme wie es Turbinen gibt.
In nur zehn Jahren hat sich Nord Stream 1 von einem Kultprojekt zu einem politischen Dauerthema entwickelt – eines, das auch nach dieser Wartung sicherlich nicht enden wird.
Wieder kein Gas: Neue Wartungsarbeiten beginnen
Annette Kammerer, ARD Moskau, 30.8.2022 18:45 Uhr
title: “Russland Stoppt Gaslieferung Wieder Ruht Nord Stream 1 Klmat” ShowToc: true date: “2022-10-25” author: “Charlie Clewis”
Um 3 Uhr morgens hat Russland die Pipeline Nord Stream 1 für drei Tage abgeschaltet, heißt es in der Ankündigung. Der Grund ist wieder: Wartungsarbeiten. Inzwischen verzögert sich die Übergabe einer funktionierenden Turbine. Von Annette Kammerer, ARD Studio Moskau, derzeit Berlin
Es ist Oktober 2012, als die Fertigstellung der Ostseepipeline Nord Stream 1 bei St. Petersburg gefeiert wird. Ein Mann im gestreiften Anzug drückt „Otkrijt“ – zu Deutsch „öffnen“ – und alle Anwesenden schütteln sich begeistert die Hände. Unter ihnen ist Gerhard Schröder. Logo MDR Annette Kammerer ARD Studio Moskau Seitdem treiben sechs große Turbinen die Ostseepipeline an. Inzwischen fließen täglich bis zu 167 Millionen Kubikmeter Erdgas nach Deutschland.
Ein Glücksmoment für Gerhard Schröder, den Chef von Gazprom Alexei Miller und den damaligen Chef der russischen Präsidialverwaltung Sergej Iwanow: der Start von Nord Stream 1 im Oktober 20212. Bild: image alliance / dpa
Die Aufregung ist längst verflogen
Doch heute, fast zehn Jahre später, ist davon nicht mehr viel übrig. Nur eine der sechs Turbinen soll noch in Betrieb sein.
Und statt 167 fließen pro Tag nur noch 33 Millionen Kubikmeter Gas durch die Pipeline – ein Fünftel der ursprünglichen Menge. Und nun wird der Benzinhahn für drei Tage komplett geschlossen – bis zum 2. September. Ein Mal noch.
Diese Nachricht wird wie alle anderen im russischen Staatsfernsehen gelesen. Laut russischer Aussage musste das letzte Windrad vorsorglich repariert werden.
Nur ein Routineverfahren?
Es ist der zweite Dienst in zwei Monaten. Erst Mitte Juli wurde die Pipeline – in der Regel – für zehn Tage gesperrt. Diesmal sei wieder alles Routine, versicherte die Gazprom-Gruppe.
Gleichzeitig kommen aus Moskau immer wieder die gleichen Töne. Erst gestern bekräftigte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, dass Russland nicht an dem ganzen Hin und Her um die Turbinenwartung schuld sei. Es gibt eine Garantie: Nichts stört unsere Lieferungen, außer durch technische Probleme, die durch Sanktionen verursacht werden. Russland war und ist weiterhin bereit, alle seine Verpflichtungen zu erfüllen. Europäische Länder, Kanada, die Vereinigten Staaten und Großbritannien haben Sanktionen verhängt, die normale Wartungs- und Reparaturarbeiten nicht zulassen. Abgesehen von Sanktionen gibt es jedoch keine weiteren Hindernisse für Russland, seinen Verpflichtungen nachzukommen.
Moskau hat wiederholt erklärt, dass es hier anders als in Europa nicht aus politischen Motiven agiert. Wartung und immer kleinere Gaslieferungen sind einfach notwendig.
Demonstrationsvorführung bei Siemens
Bundeskanzler Olaf Solz schien jedoch erst Anfang des Monats das Gegenteil beweisen zu wollen. Damals war es noch eine der sechs Turbinen.
Eine in Kanada gewartete Turbine konnte aufgrund von Sanktionen nicht an Russland zurückgegeben werden. Deutschland bat um eine Ausnahmeregelung, Kanada half. Anschließend besuchte Scholz persönlich die mittlerweile berühmt-berüchtigte Turbine in Mühlheim und erklärte demonstrativ: „Die Turbine ist da, sie kann geliefert werden. Man muss nur sagen ‚Ich will sie‘.
Die Turbine ist noch da
Doch der geplante Transit ist zu einem unbestimmten Zwischenstopp geworden. Gazprom hatte keine Dokumente, sagten Quellen in Russland. Die Turbine hat sich seitdem nicht bewegt.
Seit Wochen war klar, dass eine Turbine das Pipeline-Problem nicht lösen würde. Bereits im Juli hat Wladimir Putin berechnet, welche weiteren Turbinen an der Verdichterstation Portovaya installiert werden sollen und mit welchen Problemen: Dort arbeiten fünf Siemens-Pumpstationen, eine ist in Reserve. Jemand muss zur Reparatur geschickt werden. Ende Juli soll eine weitere Turbine zur Wartung und Reparatur geschickt werden. Und eine andere Turbine ist bereits außer Betrieb, weil eine Art Innenverkleidung abgefallen ist. Siemens kann dies bestätigen.
Eine Gasfackel brennt über einem Produktionsterminal in der Bucht von Portovaya nördlich von St. Petersburg. Doch von hier aus wird tagelang kein Erdgas mehr in die Pipeline North Stream 1 fließen. Bild: REUTERS
Putins Botschaft
Es ist eine komplexe Berechnung, die niemand außerhalb Russlands überprüfen kann. Aber Putins Aussage war in einem Punkt klar: Es gibt mindestens so viele Probleme wie es Turbinen gibt.
In nur zehn Jahren hat sich Nord Stream 1 von einem Kultprojekt zu einem politischen Dauerthema entwickelt – eines, das auch nach dieser Wartung sicherlich nicht enden wird.
Wieder kein Gas: Neue Wartungsarbeiten beginnen
Annette Kammerer, ARD Moskau, 30.8.2022 18:45 Uhr
title: “Russland Stoppt Gaslieferung Wieder Ruht Nord Stream 1 Klmat” ShowToc: true date: “2022-11-09” author: “Mark Tarbutton”
Um 3 Uhr morgens hat Russland die Pipeline Nord Stream 1 für drei Tage abgeschaltet, heißt es in der Ankündigung. Der Grund ist wieder: Wartungsarbeiten. Inzwischen verzögert sich die Übergabe einer funktionierenden Turbine. Von Annette Kammerer, ARD Studio Moskau, derzeit Berlin
Es ist Oktober 2012, als die Fertigstellung der Ostseepipeline Nord Stream 1 bei St. Petersburg gefeiert wird. Ein Mann im gestreiften Anzug drückt „Otkrijt“ – zu Deutsch „öffnen“ – und alle Anwesenden schütteln sich begeistert die Hände. Unter ihnen ist Gerhard Schröder. Logo MDR Annette Kammerer ARD Studio Moskau Seitdem treiben sechs große Turbinen die Ostseepipeline an. Inzwischen fließen täglich bis zu 167 Millionen Kubikmeter Erdgas nach Deutschland.
Ein Glücksmoment für Gerhard Schröder, den Chef von Gazprom Alexei Miller und den damaligen Chef der russischen Präsidialverwaltung Sergej Iwanow: der Start von Nord Stream 1 im Oktober 20212. Bild: image alliance / dpa
Die Aufregung ist längst verflogen
Doch heute, fast zehn Jahre später, ist davon nicht mehr viel übrig. Nur eine der sechs Turbinen soll noch in Betrieb sein.
Und statt 167 fließen pro Tag nur noch 33 Millionen Kubikmeter Gas durch die Pipeline – ein Fünftel der ursprünglichen Menge. Und nun wird der Benzinhahn für drei Tage komplett geschlossen – bis zum 2. September. Ein Mal noch.
Diese Nachricht wird wie alle anderen im russischen Staatsfernsehen gelesen. Laut russischer Aussage musste das letzte Windrad vorsorglich repariert werden.
Nur ein Routineverfahren?
Es ist der zweite Dienst in zwei Monaten. Erst Mitte Juli wurde die Pipeline – in der Regel – für zehn Tage gesperrt. Diesmal sei wieder alles Routine, versicherte die Gazprom-Gruppe.
Gleichzeitig kommen aus Moskau immer wieder die gleichen Töne. Erst gestern bekräftigte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, dass Russland nicht an dem ganzen Hin und Her um die Turbinenwartung schuld sei. Es gibt eine Garantie: Nichts stört unsere Lieferungen, außer durch technische Probleme, die durch Sanktionen verursacht werden. Russland war und ist weiterhin bereit, alle seine Verpflichtungen zu erfüllen. Europäische Länder, Kanada, die Vereinigten Staaten und Großbritannien haben Sanktionen verhängt, die normale Wartungs- und Reparaturarbeiten nicht zulassen. Abgesehen von Sanktionen gibt es jedoch keine weiteren Hindernisse für Russland, seinen Verpflichtungen nachzukommen.
Moskau hat wiederholt erklärt, dass es hier anders als in Europa nicht aus politischen Motiven agiert. Wartung und immer kleinere Gaslieferungen sind einfach notwendig.
Demonstrationsvorführung bei Siemens
Bundeskanzler Olaf Solz schien jedoch erst Anfang des Monats das Gegenteil beweisen zu wollen. Damals war es noch eine der sechs Turbinen.
Eine in Kanada gewartete Turbine konnte aufgrund von Sanktionen nicht an Russland zurückgegeben werden. Deutschland bat um eine Ausnahmeregelung, Kanada half. Anschließend besuchte Scholz persönlich die mittlerweile berühmt-berüchtigte Turbine in Mühlheim und erklärte demonstrativ: „Die Turbine ist da, sie kann geliefert werden. Man muss nur sagen ‚Ich will sie‘.
Die Turbine ist noch da
Doch der geplante Transit ist zu einem unbestimmten Zwischenstopp geworden. Gazprom hatte keine Dokumente, sagten Quellen in Russland. Die Turbine hat sich seitdem nicht bewegt.
Seit Wochen war klar, dass eine Turbine das Pipeline-Problem nicht lösen würde. Bereits im Juli hat Wladimir Putin berechnet, welche weiteren Turbinen an der Verdichterstation Portovaya installiert werden sollen und mit welchen Problemen: Dort arbeiten fünf Siemens-Pumpstationen, eine ist in Reserve. Jemand muss zur Reparatur geschickt werden. Ende Juli soll eine weitere Turbine zur Wartung und Reparatur geschickt werden. Und eine andere Turbine ist bereits außer Betrieb, weil eine Art Innenverkleidung abgefallen ist. Siemens kann dies bestätigen.
Eine Gasfackel brennt über einem Produktionsterminal in der Bucht von Portovaya nördlich von St. Petersburg. Doch von hier aus wird tagelang kein Erdgas mehr in die Pipeline North Stream 1 fließen. Bild: REUTERS
Putins Botschaft
Es ist eine komplexe Berechnung, die niemand außerhalb Russlands überprüfen kann. Aber Putins Aussage war in einem Punkt klar: Es gibt mindestens so viele Probleme wie es Turbinen gibt.
In nur zehn Jahren hat sich Nord Stream 1 von einem Kultprojekt zu einem politischen Dauerthema entwickelt – eines, das auch nach dieser Wartung sicherlich nicht enden wird.
Wieder kein Gas: Neue Wartungsarbeiten beginnen
Annette Kammerer, ARD Moskau, 30.8.2022 18:45 Uhr