„Was kann der Staat tun, damit Energie für viele Verbraucher nicht unbezahlbar wird?“ fragte Talkshow-Moderatorin Sandra Maischberger am Dienstag.
Die Gäste
▶︎ Sigmar Gabriel (62, SPD). Deutschlands jüngster Elder Statesman wütete auf Twitter: „Weil Deutschland nicht nur schnell aus Atom und Kohle, sondern auch aus dem Gas aussteigen will, kaufen wir auf der Stelle zu extrem hohen Preisen und treiben die Verbraucher in den Wahnsinn!“ ▶︎ Jan Hebel (51). Der ehemalige Olympionike kommt für das zweite Thema der Show: Missbrauchsskandale im Sport. Widerlich! ▶︎ Hajo Seppelt (59). ARD-Journalistin der investigativen Redaktion prangert sexuelle Gewalt an: „Gleiches Problem wie Doping!“ ▶︎ Amelie Fried (63). Auf Twitter erhielt die Autorin einst viel Lob von Hajo Seppelt für ihren Post über Corona-Leugner: „Toller Text!“ Das Lob der Kollegen ist das Beste. ▶︎ Anna Mayr (29). Der Journalist (“Zeit”) stellt Fragen wie “Wofür geben die Leute wirklich ihr Geld für Energie aus, die sie nicht brauchen?” ▶︎ Rainer Hank (69). Der Wirtschaftsjournalist der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” Ich freue mich auf die Diskussion über “die ganze verwirrende ‘Ausnahme’-Politik”. Puh! „Zeit“-Journalistin Anna Mayr mit ihrem FAS-Kollegen Rainer Hank, Autorin Amelie Fried und Talkmasterin Sandra Maischberger (v.l.n.r.) Foto: WDR / Melanie Grande
Die peinlichste Erinnerung
Erste Show nach zweimonatiger Sommerpause, die drei Medienprofis heizen dem Publikum als Opener ein. Schriftsteller Fried glänzt mit einer Geschichte zum 9-Euro-Ticket: „Als ich versuchte, in den Zug einzusteigen, packte mich ein Herr an den Schultern und versuchte, mich aus dem Zug zu stoßen!“ Ihre wütende Beschwerde: „Der Rest der Fahrt war auch ziemlich schrecklich. Heiß und so eng: Selbst wenn Sie ohnmächtig werden, können Sie nicht fallen. Das war das erste und letzte Mal, dass ich es getan habe!’ Autor Amelie Fried Foto: WDR / Melanie Grande
Die ungewolltste Bewertung
Kollege Hank findet wenig Trost: „Es ist nicht die Aufgabe des Staates, die Zugfahrten der Menschen zu finanzieren“, sagt er. “Wenn Leute etwas umsonst bekommen, werden sie tatsächlich irrational.” Sein unbequemes Fazit: „Es ist voll. Wenn wir mehr bezahlen würden, würde die Bahn auch mehr Züge stellen.” Rainer Hank, Wirtschaftsjournalist der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Foto: WDR / Melanie Grande
Treffenderer Neologismus
Der „Zeit“-Journalist widerspricht dem Vorwurf des „freien Denkens“ von Finanzminister Lindner. Ihr Konter: “Ich finde es schwierig, weil viele Leute Dinge umsonst bekommen, wie Sprit für den Firmenwagen.” Dafür gab es sofort Applaus.
„Zeit“-Journalistin Anna Meier
Foto: WDR / Melanie Grande
Der Talkshow-Moderator möchte ihr Hanks neues Wort „Relieveritis“ erklären. Definition des FAS-Reporters: „Wir werfen jetzt Hilfspakete auf Menschen, die es brauchen, und Menschen, die es nicht brauchen. Total verwirrt. Mit Bedacht gießen.“
Ehrliches Eingeständnis
Zuletzt war Gabriel am 23. Februar, dem Vorabend des russischen Angriffs auf die Ukraine, bei Meisberger. “Außer den Geheimdiensten und denen in den USA hat fast niemand daran geglaubt”, gibt er zu. “Wir haben eine ganz besondere Arroganz entwickelt, wenn wir sagen, wir wissen, wie man mit Russland umgeht”, ergänzt der ehemalige SPD-Chef und Außenminister. „Als die Polen und andere uns sagten, das sei falsch, haben wir uns ziemlich arrogant verhalten. Das ist eine Kritik, die wir akzeptieren müssen.” Korrekt!
sauberer Rand
Den Vorschlag seines ehemaligen Pflegevaters Gerhard Schröder, die einfachste Lösung sei die Inbetriebnahme von Nord Stream 2, kommentiert Gabriel scharf: „Das wäre eine politische Katastrophe! Die Europäer würden getrennt fliegen!’
Des Weiteren fuhr der SPD-Mann fort: „Putin würde sich noch einmal etwas überlegen. Denn für ihn ist es viel schöner, wenn wir ständig angespannt sind, wenn wir nervös sind, wenn die Flamme auf und ab geht.”
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Die ungewöhnlichste Idee
„Ich würde etwas anderes machen“, schlägt Gabriel dann vor. „Ich würde eine europäische Regelung schaffen, dass das in Nord Stream 2 gefundene Gas beschlagnahmt werden kann. Als Ersatz für jemanden, der seinen Vertrag nicht einhält.” Puh! Das Publikum applaudiert, doch der Talkmaster ist nicht überzeugt: „Das wäre ein Schub, der gleich rauskommt. Aber dann würde es wieder aufwärts gehen.” “Dann sowieso”, sagt der ehemalige Minister beiläufig. Meinst du das ernst?
Stärkere Warnung
“Es ist viel mehr als eine Wirtschaftskrise”, warnt der SPD-Chef. „Jetzt zu sagen, lasst die Ukraine in den Krieg stürzen, und wenn als nächstes die baltischen Staaten an der Reihe sind, werden weder wir noch Polen zustimmen – wo soll das enden?“ Das “Einfrieren” des Krieges, wie es der sächsische Ministerpräsident Kretschmer fordert, ist für Gabriel “eine ziemlich grobe deutsche Haltung gegenüber einem für seine Freiheit kämpfenden Volk”. Boom!
Sehr ermutigende Erinnerung
Kürzlich habe er mit einem 80-jährigen Mann gesprochen, berichtet der SPD-Politiker dann. „Ich habe mich bei ihm über die Schwierigkeiten beschwert. Er sagte, er könne es nicht mehr hören. Wir sollten uns ansehen, wie der Winter 1947/48 war. Und dann müssen wir schweigen.” Gabriels Rat: „Ich denke, es geht um den Willen, sich zu pushen, wenn man nicht gleich ausrastet, wenn es in der Wohnung zwei Grad kälter ist.“
Die intelligenteste Lehre
Gabriels Anti-Krisen-Rezept: „Eine Obergrenze für den Erdgaspreis. Das kostet viel Geld und Sie werden die Schuldenbremse nicht einhalten können. Aber dann hat man wenigstens nicht so gravierende Umwälzungen, wie sie uns jetzt drohen.” Seine Sorge: „Es gibt viele Menschen, die jeden Tag zur Arbeit gehen, ein durchschnittliches Einkommen haben und es trotzdem nicht bezahlen können. Für sie brauchen wir eine Begrenzung des Energiepreisanstiegs. Mit Raffinesse werden wir das nicht schaffen.” Denn, so der SPD-Mann weiter: “Der Versuch des Mikromanagements kostet die Kontrollbürokratie am Ende mehr Geld als die eigentliche Maßnahme.” Schluck!
Letzte Mahnung
„Putin hat ein ganz anderes Weltbild als wir“, warnt Gabriel am Ende, „und er ist bereit, es militärisch durchzusetzen. Dem müssen wir standhalten.“ Dafür gibt es einen lebhaften Abschiedsapplaus.
Dann geht das Zoff-o-Meter nach oben
„Zeit“-Mayr fordert für die Energiewende mehr Geld als die Schuldenbremse, „damit meine Kinder diesen Planeten noch genießen können“. “Aber sie müssen die Schulden abzahlen”, kontert FAS-Hank. „Bis dahin werden wir so viel Inflation haben, dass diese Schulden gering sein werden“, schmunzelt Mayr. “Und ich habe noch keine Kinder.” „Transformation bedeutet nicht mehr Schulden“, erklärt Hank geduldig, „aber neue Technologien nutzen …“ Weiter geht es nicht. “Meine Kinder sind wütend!” Freud funkelte ihn an. „Und wenn unsere Enkelkinder hier sind – habe ich noch nicht, aber ich hoffe, dass sie es irgendwann tun werden …“
Die schockierendste Beschreibung
Im zweiten Teil des Talks schildert Jan Hebel seinen 14-jährigen Leidensweg durch Trainer und Stasi-Offizier Werner Langer: Regelmäßige Vergewaltigungen, noch vor dem Olympiakos-Finale auf der Toilette. „Du hast es hingenommen“, beschreibt er seine missliche Lage, „weil du sportliche Ziele vor Augen hattest und sie ignoriert hast.“ Die zynische Begründung seines Trainers für die Beschimpfungen: „Das entspannt dich.“ Der Stern springt ins Wasser Jan Hempel Foto: WDR / Melanie Grande
Die schwersten Beschwerden
„Wenn es passiert ist, sagst du: Komm schon, es ist passiert, aber rede bitte nicht darüber“, sagt ARD-Mann Seppelt, der die Dokumentation „Missbrauch. Sexuelle Gewalt im deutschen Sport“. „Hier gibt es viel krassere Menschenschicksale als beim Doping. Alle sagten: Bedecken wir es mit einem Mantel des Schweigens.’
ARD-Journalist Hajo Seppelt
Foto: WDR / Melanie Grande
Maischberger spielt ein besonders unverschämtes Zitat des inzwischen entlassenen Tauch-Bundestrainers Lutz Buschkow: „Das Hauptproblem ist, dass wir ein sehr körperlicher Sport sind“, verteidigte sich der Trainer allen Ernstes, „es ist sehr schwer, alles hundert Prozent immer wieder, um sicherzugehen.“ Puh!
schlechteste Klasse
“Es gab Sportfunktionäre, die sagten: Warum ruinierst du den Sport?” klagt Seppelt und fordert: „Wir müssen Menschen, die Sport treiben, vor Übergriffen schützen. Eine Aufgabe, die der Sport jahrzehntelang vernachlässigt hat. Und die Politik ist teilweise schuld.” Albtraum!
Ausschnitt des Abends
Sigmar Gabriel: In meiner SPD bin ich nicht dafür bekannt, besonders nachsichtig mit ihr zu sein.
Fazit
Spannende Themen und wichtige Fragen, aber routinierte Antworten, kaum Überraschendes und wenig Neues: Das war eine Talkshow der Kategorie „politischer Spätzunder“.
title: “Sigmar Gabriel Ber Maischberger Mach Dir Keine Sorgen Wenn Dein Haus Zwei Grad K Lter Ist Politik Klmat” ShowToc: true date: “2022-10-30” author: “John Connors”
„Was kann der Staat tun, damit Energie für viele Verbraucher nicht unbezahlbar wird?“ fragte Talkshow-Moderatorin Sandra Maischberger am Dienstag.
Die Gäste
▶︎ Sigmar Gabriel (62, SPD). Deutschlands jüngster Elder Statesman wütete auf Twitter: „Weil Deutschland nicht nur schnell aus Atom und Kohle, sondern auch aus dem Gas aussteigen will, kaufen wir auf der Stelle zu extrem hohen Preisen und treiben die Verbraucher in den Wahnsinn!“ ▶︎ Jan Hebel (51). Der ehemalige Olympionike kommt für das zweite Thema der Show: Missbrauchsskandale im Sport. Widerlich! ▶︎ Hajo Seppelt (59). ARD-Journalistin der investigativen Redaktion prangert sexuelle Gewalt an: „Gleiches Problem wie Doping!“ ▶︎ Amelie Fried (63). Auf Twitter erhielt die Autorin einst viel Lob von Hajo Seppelt für ihren Post über Corona-Leugner: „Toller Text!“ Das Lob der Kollegen ist das Beste. ▶︎ Anna Mayr (29). Der Journalist (“Zeit”) stellt Fragen wie “Wofür geben die Leute wirklich ihr Geld für Energie aus, die sie nicht brauchen?” ▶︎ Rainer Hank (69). Der Wirtschaftsjournalist der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” Ich freue mich auf die Diskussion über “die ganze verwirrende ‘Ausnahme’-Politik”. Puh! „Zeit“-Journalistin Anna Mayr mit ihrem FAS-Kollegen Rainer Hank, Autorin Amelie Fried und Talkmasterin Sandra Maischberger (v.l.n.r.) Foto: WDR / Melanie Grande
Die peinlichste Erinnerung
Erste Show nach zweimonatiger Sommerpause, die drei Medienprofis heizen dem Publikum als Opener ein. Schriftsteller Fried glänzt mit einer Geschichte zum 9-Euro-Ticket: „Als ich versuchte, in den Zug einzusteigen, packte mich ein Herr an den Schultern und versuchte, mich aus dem Zug zu stoßen!“ Ihre wütende Beschwerde: „Der Rest der Fahrt war auch ziemlich schrecklich. Heiß und so eng: Selbst wenn Sie ohnmächtig werden, können Sie nicht fallen. Das war das erste und letzte Mal, dass ich es getan habe!’ Autor Amelie Fried Foto: WDR / Melanie Grande
Die ungewolltste Bewertung
Kollege Hank findet wenig Trost: „Es ist nicht die Aufgabe des Staates, die Zugfahrten der Menschen zu finanzieren“, sagt er. “Wenn Leute etwas umsonst bekommen, werden sie tatsächlich irrational.” Sein unbequemes Fazit: „Es ist voll. Wenn wir mehr bezahlen würden, würde die Bahn auch mehr Züge stellen.” Rainer Hank, Wirtschaftsjournalist der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Foto: WDR / Melanie Grande
Treffenderer Neologismus
Der „Zeit“-Journalist widerspricht dem Vorwurf des „freien Denkens“ von Finanzminister Lindner. Ihr Konter: “Ich finde es schwierig, weil viele Leute Dinge umsonst bekommen, wie Sprit für den Firmenwagen.” Dafür gab es sofort Applaus.
„Zeit“-Journalistin Anna Meier
Foto: WDR / Melanie Grande
Der Talkshow-Moderator möchte ihr Hanks neues Wort „Relieveritis“ erklären. Definition des FAS-Reporters: „Wir werfen jetzt Hilfspakete auf Menschen, die es brauchen, und Menschen, die es nicht brauchen. Total verwirrt. Mit Bedacht gießen.“
Ehrliches Eingeständnis
Zuletzt war Gabriel am 23. Februar, dem Vorabend des russischen Angriffs auf die Ukraine, bei Meisberger. “Außer den Geheimdiensten und denen in den USA hat fast niemand daran geglaubt”, gibt er zu. “Wir haben eine ganz besondere Arroganz entwickelt, wenn wir sagen, wir wissen, wie man mit Russland umgeht”, ergänzt der ehemalige SPD-Chef und Außenminister. „Als die Polen und andere uns sagten, das sei falsch, haben wir uns ziemlich arrogant verhalten. Das ist eine Kritik, die wir akzeptieren müssen.” Korrekt!
sauberer Rand
Den Vorschlag seines ehemaligen Pflegevaters Gerhard Schröder, die einfachste Lösung sei die Inbetriebnahme von Nord Stream 2, kommentiert Gabriel scharf: „Das wäre eine politische Katastrophe! Die Europäer würden getrennt fliegen!’
Des Weiteren fuhr der SPD-Mann fort: „Putin würde sich noch einmal etwas überlegen. Denn für ihn ist es viel schöner, wenn wir ständig angespannt sind, wenn wir nervös sind, wenn die Flamme auf und ab geht.”
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Die ungewöhnlichste Idee
„Ich würde etwas anderes machen“, schlägt Gabriel dann vor. „Ich würde eine europäische Regelung schaffen, dass das in Nord Stream 2 gefundene Gas beschlagnahmt werden kann. Als Ersatz für jemanden, der seinen Vertrag nicht einhält.” Puh! Das Publikum applaudiert, doch der Talkmaster ist nicht überzeugt: „Das wäre ein Schub, der gleich rauskommt. Aber dann würde es wieder aufwärts gehen.” “Dann sowieso”, sagt der ehemalige Minister beiläufig. Meinst du das ernst?
Stärkere Warnung
“Es ist viel mehr als eine Wirtschaftskrise”, warnt der SPD-Chef. „Jetzt zu sagen, lasst die Ukraine in den Krieg stürzen, und wenn als nächstes die baltischen Staaten an der Reihe sind, werden weder wir noch Polen zustimmen – wo soll das enden?“ Das “Einfrieren” des Krieges, wie es der sächsische Ministerpräsident Kretschmer fordert, ist für Gabriel “eine ziemlich grobe deutsche Haltung gegenüber einem für seine Freiheit kämpfenden Volk”. Boom!
Sehr ermutigende Erinnerung
Kürzlich habe er mit einem 80-jährigen Mann gesprochen, berichtet der SPD-Politiker dann. „Ich habe mich bei ihm über die Schwierigkeiten beschwert. Er sagte, er könne es nicht mehr hören. Wir sollten uns ansehen, wie der Winter 1947/48 war. Und dann müssen wir schweigen.” Gabriels Rat: „Ich denke, es geht um den Willen, sich zu pushen, wenn man nicht gleich ausrastet, wenn es in der Wohnung zwei Grad kälter ist.“
Die intelligenteste Lehre
Gabriels Anti-Krisen-Rezept: „Eine Obergrenze für den Erdgaspreis. Das kostet viel Geld und Sie werden die Schuldenbremse nicht einhalten können. Aber dann hat man wenigstens nicht so gravierende Umwälzungen, wie sie uns jetzt drohen.” Seine Sorge: „Es gibt viele Menschen, die jeden Tag zur Arbeit gehen, ein durchschnittliches Einkommen haben und es trotzdem nicht bezahlen können. Für sie brauchen wir eine Begrenzung des Energiepreisanstiegs. Mit Raffinesse werden wir das nicht schaffen.” Denn, so der SPD-Mann weiter: “Der Versuch des Mikromanagements kostet die Kontrollbürokratie am Ende mehr Geld als die eigentliche Maßnahme.” Schluck!
Letzte Mahnung
„Putin hat ein ganz anderes Weltbild als wir“, warnt Gabriel am Ende, „und er ist bereit, es militärisch durchzusetzen. Dem müssen wir standhalten.“ Dafür gibt es einen lebhaften Abschiedsapplaus.
Dann geht das Zoff-o-Meter nach oben
„Zeit“-Mayr fordert für die Energiewende mehr Geld als die Schuldenbremse, „damit meine Kinder diesen Planeten noch genießen können“. “Aber sie müssen die Schulden abzahlen”, kontert FAS-Hank. „Bis dahin werden wir so viel Inflation haben, dass diese Schulden gering sein werden“, schmunzelt Mayr. “Und ich habe noch keine Kinder.” „Transformation bedeutet nicht mehr Schulden“, erklärt Hank geduldig, „aber neue Technologien nutzen …“ Weiter geht es nicht. “Meine Kinder sind wütend!” Freud funkelte ihn an. „Und wenn unsere Enkelkinder hier sind – habe ich noch nicht, aber ich hoffe, dass sie es irgendwann tun werden …“
Die schockierendste Beschreibung
Im zweiten Teil des Talks schildert Jan Hebel seinen 14-jährigen Leidensweg durch Trainer und Stasi-Offizier Werner Langer: Regelmäßige Vergewaltigungen, noch vor dem Olympiakos-Finale auf der Toilette. „Du hast es hingenommen“, beschreibt er seine missliche Lage, „weil du sportliche Ziele vor Augen hattest und sie ignoriert hast.“ Die zynische Begründung seines Trainers für die Beschimpfungen: „Das entspannt dich.“ Der Stern springt ins Wasser Jan Hempel Foto: WDR / Melanie Grande
Die schwersten Beschwerden
„Wenn es passiert ist, sagst du: Komm schon, es ist passiert, aber rede bitte nicht darüber“, sagt ARD-Mann Seppelt, der die Dokumentation „Missbrauch. Sexuelle Gewalt im deutschen Sport“. „Hier gibt es viel krassere Menschenschicksale als beim Doping. Alle sagten: Bedecken wir es mit einem Mantel des Schweigens.’
ARD-Journalist Hajo Seppelt
Foto: WDR / Melanie Grande
Maischberger spielt ein besonders unverschämtes Zitat des inzwischen entlassenen Tauch-Bundestrainers Lutz Buschkow: „Das Hauptproblem ist, dass wir ein sehr körperlicher Sport sind“, verteidigte sich der Trainer allen Ernstes, „es ist sehr schwer, alles hundert Prozent immer wieder, um sicherzugehen.“ Puh!
schlechteste Klasse
“Es gab Sportfunktionäre, die sagten: Warum ruinierst du den Sport?” klagt Seppelt und fordert: „Wir müssen Menschen, die Sport treiben, vor Übergriffen schützen. Eine Aufgabe, die der Sport jahrzehntelang vernachlässigt hat. Und die Politik ist teilweise schuld.” Albtraum!
Ausschnitt des Abends
Sigmar Gabriel: In meiner SPD bin ich nicht dafür bekannt, besonders nachsichtig mit ihr zu sein.
Fazit
Spannende Themen und wichtige Fragen, aber routinierte Antworten, kaum Überraschendes und wenig Neues: Das war eine Talkshow der Kategorie „politischer Spätzunder“.
title: “Sigmar Gabriel Ber Maischberger Mach Dir Keine Sorgen Wenn Dein Haus Zwei Grad K Lter Ist Politik Klmat” ShowToc: true date: “2022-11-13” author: “Andres Benson”
„Was kann der Staat tun, damit Energie für viele Verbraucher nicht unbezahlbar wird?“ fragte Talkshow-Moderatorin Sandra Maischberger am Dienstag.
Die Gäste
▶︎ Sigmar Gabriel (62, SPD). Deutschlands jüngster Elder Statesman wütete auf Twitter: „Weil Deutschland nicht nur schnell aus Atom und Kohle, sondern auch aus dem Gas aussteigen will, kaufen wir auf der Stelle zu extrem hohen Preisen und treiben die Verbraucher in den Wahnsinn!“ ▶︎ Jan Hebel (51). Der ehemalige Olympionike kommt für das zweite Thema der Show: Missbrauchsskandale im Sport. Widerlich! ▶︎ Hajo Seppelt (59). ARD-Journalistin der investigativen Redaktion prangert sexuelle Gewalt an: „Gleiches Problem wie Doping!“ ▶︎ Amelie Fried (63). Auf Twitter erhielt die Autorin einst viel Lob von Hajo Seppelt für ihren Post über Corona-Leugner: „Toller Text!“ Das Lob der Kollegen ist das Beste. ▶︎ Anna Mayr (29). Der Journalist (“Zeit”) stellt Fragen wie “Wofür geben die Leute wirklich ihr Geld für Energie aus, die sie nicht brauchen?” ▶︎ Rainer Hank (69). Der Wirtschaftsjournalist der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” Ich freue mich auf die Diskussion über “die ganze verwirrende ‘Ausnahme’-Politik”. Puh! „Zeit“-Journalistin Anna Mayr mit ihrem FAS-Kollegen Rainer Hank, Autorin Amelie Fried und Talkmasterin Sandra Maischberger (v.l.n.r.) Foto: WDR / Melanie Grande
Die peinlichste Erinnerung
Erste Show nach zweimonatiger Sommerpause, die drei Medienprofis heizen dem Publikum als Opener ein. Schriftsteller Fried glänzt mit einer Geschichte zum 9-Euro-Ticket: „Als ich versuchte, in den Zug einzusteigen, packte mich ein Herr an den Schultern und versuchte, mich aus dem Zug zu stoßen!“ Ihre wütende Beschwerde: „Der Rest der Fahrt war auch ziemlich schrecklich. Heiß und so eng: Selbst wenn Sie ohnmächtig werden, können Sie nicht fallen. Das war das erste und letzte Mal, dass ich es getan habe!’ Autor Amelie Fried Foto: WDR / Melanie Grande
Die ungewolltste Bewertung
Kollege Hank findet wenig Trost: „Es ist nicht die Aufgabe des Staates, die Zugfahrten der Menschen zu finanzieren“, sagt er. “Wenn Leute etwas umsonst bekommen, werden sie tatsächlich irrational.” Sein unbequemes Fazit: „Es ist voll. Wenn wir mehr bezahlen würden, würde die Bahn auch mehr Züge stellen.” Rainer Hank, Wirtschaftsjournalist der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Foto: WDR / Melanie Grande
Treffenderer Neologismus
Der „Zeit“-Journalist widerspricht dem Vorwurf des „freien Denkens“ von Finanzminister Lindner. Ihr Konter: “Ich finde es schwierig, weil viele Leute Dinge umsonst bekommen, wie Sprit für den Firmenwagen.” Dafür gab es sofort Applaus.
„Zeit“-Journalistin Anna Meier
Foto: WDR / Melanie Grande
Der Talkshow-Moderator möchte ihr Hanks neues Wort „Relieveritis“ erklären. Definition des FAS-Reporters: „Wir werfen jetzt Hilfspakete auf Menschen, die es brauchen, und Menschen, die es nicht brauchen. Total verwirrt. Mit Bedacht gießen.“
Ehrliches Eingeständnis
Zuletzt war Gabriel am 23. Februar, dem Vorabend des russischen Angriffs auf die Ukraine, bei Meisberger. “Außer den Geheimdiensten und denen in den USA hat fast niemand daran geglaubt”, gibt er zu. “Wir haben eine ganz besondere Arroganz entwickelt, wenn wir sagen, wir wissen, wie man mit Russland umgeht”, ergänzt der ehemalige SPD-Chef und Außenminister. „Als die Polen und andere uns sagten, das sei falsch, haben wir uns ziemlich arrogant verhalten. Das ist eine Kritik, die wir akzeptieren müssen.” Korrekt!
sauberer Rand
Den Vorschlag seines ehemaligen Pflegevaters Gerhard Schröder, die einfachste Lösung sei die Inbetriebnahme von Nord Stream 2, kommentiert Gabriel scharf: „Das wäre eine politische Katastrophe! Die Europäer würden getrennt fliegen!’
Des Weiteren fuhr der SPD-Mann fort: „Putin würde sich noch einmal etwas überlegen. Denn für ihn ist es viel schöner, wenn wir ständig angespannt sind, wenn wir nervös sind, wenn die Flamme auf und ab geht.”
Lesen Sie auch
Die ungewöhnlichste Idee
„Ich würde etwas anderes machen“, schlägt Gabriel dann vor. „Ich würde eine europäische Regelung schaffen, dass das in Nord Stream 2 gefundene Gas beschlagnahmt werden kann. Als Ersatz für jemanden, der seinen Vertrag nicht einhält.” Puh! Das Publikum applaudiert, doch der Talkmaster ist nicht überzeugt: „Das wäre ein Schub, der gleich rauskommt. Aber dann würde es wieder aufwärts gehen.” “Dann sowieso”, sagt der ehemalige Minister beiläufig. Meinst du das ernst?
Stärkere Warnung
“Es ist viel mehr als eine Wirtschaftskrise”, warnt der SPD-Chef. „Jetzt zu sagen, lasst die Ukraine in den Krieg stürzen, und wenn als nächstes die baltischen Staaten an der Reihe sind, werden weder wir noch Polen zustimmen – wo soll das enden?“ Das “Einfrieren” des Krieges, wie es der sächsische Ministerpräsident Kretschmer fordert, ist für Gabriel “eine ziemlich grobe deutsche Haltung gegenüber einem für seine Freiheit kämpfenden Volk”. Boom!
Sehr ermutigende Erinnerung
Kürzlich habe er mit einem 80-jährigen Mann gesprochen, berichtet der SPD-Politiker dann. „Ich habe mich bei ihm über die Schwierigkeiten beschwert. Er sagte, er könne es nicht mehr hören. Wir sollten uns ansehen, wie der Winter 1947/48 war. Und dann müssen wir schweigen.” Gabriels Rat: „Ich denke, es geht um den Willen, sich zu pushen, wenn man nicht gleich ausrastet, wenn es in der Wohnung zwei Grad kälter ist.“
Die intelligenteste Lehre
Gabriels Anti-Krisen-Rezept: „Eine Obergrenze für den Erdgaspreis. Das kostet viel Geld und Sie werden die Schuldenbremse nicht einhalten können. Aber dann hat man wenigstens nicht so gravierende Umwälzungen, wie sie uns jetzt drohen.” Seine Sorge: „Es gibt viele Menschen, die jeden Tag zur Arbeit gehen, ein durchschnittliches Einkommen haben und es trotzdem nicht bezahlen können. Für sie brauchen wir eine Begrenzung des Energiepreisanstiegs. Mit Raffinesse werden wir das nicht schaffen.” Denn, so der SPD-Mann weiter: “Der Versuch des Mikromanagements kostet die Kontrollbürokratie am Ende mehr Geld als die eigentliche Maßnahme.” Schluck!
Letzte Mahnung
„Putin hat ein ganz anderes Weltbild als wir“, warnt Gabriel am Ende, „und er ist bereit, es militärisch durchzusetzen. Dem müssen wir standhalten.“ Dafür gibt es einen lebhaften Abschiedsapplaus.
Dann geht das Zoff-o-Meter nach oben
„Zeit“-Mayr fordert für die Energiewende mehr Geld als die Schuldenbremse, „damit meine Kinder diesen Planeten noch genießen können“. “Aber sie müssen die Schulden abzahlen”, kontert FAS-Hank. „Bis dahin werden wir so viel Inflation haben, dass diese Schulden gering sein werden“, schmunzelt Mayr. “Und ich habe noch keine Kinder.” „Transformation bedeutet nicht mehr Schulden“, erklärt Hank geduldig, „aber neue Technologien nutzen …“ Weiter geht es nicht. “Meine Kinder sind wütend!” Freud funkelte ihn an. „Und wenn unsere Enkelkinder hier sind – habe ich noch nicht, aber ich hoffe, dass sie es irgendwann tun werden …“
Die schockierendste Beschreibung
Im zweiten Teil des Talks schildert Jan Hebel seinen 14-jährigen Leidensweg durch Trainer und Stasi-Offizier Werner Langer: Regelmäßige Vergewaltigungen, noch vor dem Olympiakos-Finale auf der Toilette. „Du hast es hingenommen“, beschreibt er seine missliche Lage, „weil du sportliche Ziele vor Augen hattest und sie ignoriert hast.“ Die zynische Begründung seines Trainers für die Beschimpfungen: „Das entspannt dich.“ Der Stern springt ins Wasser Jan Hempel Foto: WDR / Melanie Grande
Die schwersten Beschwerden
„Wenn es passiert ist, sagst du: Komm schon, es ist passiert, aber rede bitte nicht darüber“, sagt ARD-Mann Seppelt, der die Dokumentation „Missbrauch. Sexuelle Gewalt im deutschen Sport“. „Hier gibt es viel krassere Menschenschicksale als beim Doping. Alle sagten: Bedecken wir es mit einem Mantel des Schweigens.’
ARD-Journalist Hajo Seppelt
Foto: WDR / Melanie Grande
Maischberger spielt ein besonders unverschämtes Zitat des inzwischen entlassenen Tauch-Bundestrainers Lutz Buschkow: „Das Hauptproblem ist, dass wir ein sehr körperlicher Sport sind“, verteidigte sich der Trainer allen Ernstes, „es ist sehr schwer, alles hundert Prozent immer wieder, um sicherzugehen.“ Puh!
schlechteste Klasse
“Es gab Sportfunktionäre, die sagten: Warum ruinierst du den Sport?” klagt Seppelt und fordert: „Wir müssen Menschen, die Sport treiben, vor Übergriffen schützen. Eine Aufgabe, die der Sport jahrzehntelang vernachlässigt hat. Und die Politik ist teilweise schuld.” Albtraum!
Ausschnitt des Abends
Sigmar Gabriel: In meiner SPD bin ich nicht dafür bekannt, besonders nachsichtig mit ihr zu sein.
Fazit
Spannende Themen und wichtige Fragen, aber routinierte Antworten, kaum Überraschendes und wenig Neues: Das war eine Talkshow der Kategorie „politischer Spätzunder“.
title: “Sigmar Gabriel Ber Maischberger Mach Dir Keine Sorgen Wenn Dein Haus Zwei Grad K Lter Ist Politik Klmat” ShowToc: true date: “2022-11-23” author: “Alpha Sangster”
„Was kann der Staat tun, damit Energie für viele Verbraucher nicht unbezahlbar wird?“ fragte Talkshow-Moderatorin Sandra Maischberger am Dienstag.
Die Gäste
▶︎ Sigmar Gabriel (62, SPD). Deutschlands jüngster Elder Statesman wütete auf Twitter: „Weil Deutschland nicht nur schnell aus Atom und Kohle, sondern auch aus dem Gas aussteigen will, kaufen wir auf der Stelle zu extrem hohen Preisen und treiben die Verbraucher in den Wahnsinn!“ ▶︎ Jan Hebel (51). Der ehemalige Olympionike kommt für das zweite Thema der Show: Missbrauchsskandale im Sport. Widerlich! ▶︎ Hajo Seppelt (59). ARD-Journalistin der investigativen Redaktion prangert sexuelle Gewalt an: „Gleiches Problem wie Doping!“ ▶︎ Amelie Fried (63). Auf Twitter erhielt die Autorin einst viel Lob von Hajo Seppelt für ihren Post über Corona-Leugner: „Toller Text!“ Das Lob der Kollegen ist das Beste. ▶︎ Anna Mayr (29). Der Journalist (“Zeit”) stellt Fragen wie “Wofür geben die Leute wirklich ihr Geld für Energie aus, die sie nicht brauchen?” ▶︎ Rainer Hank (69). Der Wirtschaftsjournalist der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” Ich freue mich auf die Diskussion über “die ganze verwirrende ‘Ausnahme’-Politik”. Puh! „Zeit“-Journalistin Anna Mayr mit ihrem FAS-Kollegen Rainer Hank, Autorin Amelie Fried und Talkmasterin Sandra Maischberger (v.l.n.r.) Foto: WDR / Melanie Grande
Die peinlichste Erinnerung
Erste Show nach zweimonatiger Sommerpause, die drei Medienprofis heizen dem Publikum als Opener ein. Schriftsteller Fried glänzt mit einer Geschichte zum 9-Euro-Ticket: „Als ich versuchte, in den Zug einzusteigen, packte mich ein Herr an den Schultern und versuchte, mich aus dem Zug zu stoßen!“ Ihre wütende Beschwerde: „Der Rest der Fahrt war auch ziemlich schrecklich. Heiß und so eng: Selbst wenn Sie ohnmächtig werden, können Sie nicht fallen. Das war das erste und letzte Mal, dass ich es getan habe!’ Autor Amelie Fried Foto: WDR / Melanie Grande
Die ungewolltste Bewertung
Kollege Hank findet wenig Trost: „Es ist nicht die Aufgabe des Staates, die Zugfahrten der Menschen zu finanzieren“, sagt er. “Wenn Leute etwas umsonst bekommen, werden sie tatsächlich irrational.” Sein unbequemes Fazit: „Es ist voll. Wenn wir mehr bezahlen würden, würde die Bahn auch mehr Züge stellen.” Rainer Hank, Wirtschaftsjournalist der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Foto: WDR / Melanie Grande
Treffenderer Neologismus
Der „Zeit“-Journalist widerspricht dem Vorwurf des „freien Denkens“ von Finanzminister Lindner. Ihr Konter: “Ich finde es schwierig, weil viele Leute Dinge umsonst bekommen, wie Sprit für den Firmenwagen.” Dafür gab es sofort Applaus.
„Zeit“-Journalistin Anna Meier
Foto: WDR / Melanie Grande
Der Talkshow-Moderator möchte ihr Hanks neues Wort „Relieveritis“ erklären. Definition des FAS-Reporters: „Wir werfen jetzt Hilfspakete auf Menschen, die es brauchen, und Menschen, die es nicht brauchen. Total verwirrt. Mit Bedacht gießen.“
Ehrliches Eingeständnis
Zuletzt war Gabriel am 23. Februar, dem Vorabend des russischen Angriffs auf die Ukraine, bei Meisberger. “Außer den Geheimdiensten und denen in den USA hat fast niemand daran geglaubt”, gibt er zu. “Wir haben eine ganz besondere Arroganz entwickelt, wenn wir sagen, wir wissen, wie man mit Russland umgeht”, ergänzt der ehemalige SPD-Chef und Außenminister. „Als die Polen und andere uns sagten, das sei falsch, haben wir uns ziemlich arrogant verhalten. Das ist eine Kritik, die wir akzeptieren müssen.” Korrekt!
sauberer Rand
Den Vorschlag seines ehemaligen Pflegevaters Gerhard Schröder, die einfachste Lösung sei die Inbetriebnahme von Nord Stream 2, kommentiert Gabriel scharf: „Das wäre eine politische Katastrophe! Die Europäer würden getrennt fliegen!’
Des Weiteren fuhr der SPD-Mann fort: „Putin würde sich noch einmal etwas überlegen. Denn für ihn ist es viel schöner, wenn wir ständig angespannt sind, wenn wir nervös sind, wenn die Flamme auf und ab geht.”
Lesen Sie auch
Die ungewöhnlichste Idee
„Ich würde etwas anderes machen“, schlägt Gabriel dann vor. „Ich würde eine europäische Regelung schaffen, dass das in Nord Stream 2 gefundene Gas beschlagnahmt werden kann. Als Ersatz für jemanden, der seinen Vertrag nicht einhält.” Puh! Das Publikum applaudiert, doch der Talkmaster ist nicht überzeugt: „Das wäre ein Schub, der gleich rauskommt. Aber dann würde es wieder aufwärts gehen.” “Dann sowieso”, sagt der ehemalige Minister beiläufig. Meinst du das ernst?
Stärkere Warnung
“Es ist viel mehr als eine Wirtschaftskrise”, warnt der SPD-Chef. „Jetzt zu sagen, lasst die Ukraine in den Krieg stürzen, und wenn als nächstes die baltischen Staaten an der Reihe sind, werden weder wir noch Polen zustimmen – wo soll das enden?“ Das “Einfrieren” des Krieges, wie es der sächsische Ministerpräsident Kretschmer fordert, ist für Gabriel “eine ziemlich grobe deutsche Haltung gegenüber einem für seine Freiheit kämpfenden Volk”. Boom!
Sehr ermutigende Erinnerung
Kürzlich habe er mit einem 80-jährigen Mann gesprochen, berichtet der SPD-Politiker dann. „Ich habe mich bei ihm über die Schwierigkeiten beschwert. Er sagte, er könne es nicht mehr hören. Wir sollten uns ansehen, wie der Winter 1947/48 war. Und dann müssen wir schweigen.” Gabriels Rat: „Ich denke, es geht um den Willen, sich zu pushen, wenn man nicht gleich ausrastet, wenn es in der Wohnung zwei Grad kälter ist.“
Die intelligenteste Lehre
Gabriels Anti-Krisen-Rezept: „Eine Obergrenze für den Erdgaspreis. Das kostet viel Geld und Sie werden die Schuldenbremse nicht einhalten können. Aber dann hat man wenigstens nicht so gravierende Umwälzungen, wie sie uns jetzt drohen.” Seine Sorge: „Es gibt viele Menschen, die jeden Tag zur Arbeit gehen, ein durchschnittliches Einkommen haben und es trotzdem nicht bezahlen können. Für sie brauchen wir eine Begrenzung des Energiepreisanstiegs. Mit Raffinesse werden wir das nicht schaffen.” Denn, so der SPD-Mann weiter: “Der Versuch des Mikromanagements kostet die Kontrollbürokratie am Ende mehr Geld als die eigentliche Maßnahme.” Schluck!
Letzte Mahnung
„Putin hat ein ganz anderes Weltbild als wir“, warnt Gabriel am Ende, „und er ist bereit, es militärisch durchzusetzen. Dem müssen wir standhalten.“ Dafür gibt es einen lebhaften Abschiedsapplaus.
Dann geht das Zoff-o-Meter nach oben
„Zeit“-Mayr fordert für die Energiewende mehr Geld als die Schuldenbremse, „damit meine Kinder diesen Planeten noch genießen können“. “Aber sie müssen die Schulden abzahlen”, kontert FAS-Hank. „Bis dahin werden wir so viel Inflation haben, dass diese Schulden gering sein werden“, schmunzelt Mayr. “Und ich habe noch keine Kinder.” „Transformation bedeutet nicht mehr Schulden“, erklärt Hank geduldig, „aber neue Technologien nutzen …“ Weiter geht es nicht. “Meine Kinder sind wütend!” Freud funkelte ihn an. „Und wenn unsere Enkelkinder hier sind – habe ich noch nicht, aber ich hoffe, dass sie es irgendwann tun werden …“
Die schockierendste Beschreibung
Im zweiten Teil des Talks schildert Jan Hebel seinen 14-jährigen Leidensweg durch Trainer und Stasi-Offizier Werner Langer: Regelmäßige Vergewaltigungen, noch vor dem Olympiakos-Finale auf der Toilette. „Du hast es hingenommen“, beschreibt er seine missliche Lage, „weil du sportliche Ziele vor Augen hattest und sie ignoriert hast.“ Die zynische Begründung seines Trainers für die Beschimpfungen: „Das entspannt dich.“ Der Stern springt ins Wasser Jan Hempel Foto: WDR / Melanie Grande
Die schwersten Beschwerden
„Wenn es passiert ist, sagst du: Komm schon, es ist passiert, aber rede bitte nicht darüber“, sagt ARD-Mann Seppelt, der die Dokumentation „Missbrauch. Sexuelle Gewalt im deutschen Sport“. „Hier gibt es viel krassere Menschenschicksale als beim Doping. Alle sagten: Bedecken wir es mit einem Mantel des Schweigens.’
ARD-Journalist Hajo Seppelt
Foto: WDR / Melanie Grande
Maischberger spielt ein besonders unverschämtes Zitat des inzwischen entlassenen Tauch-Bundestrainers Lutz Buschkow: „Das Hauptproblem ist, dass wir ein sehr körperlicher Sport sind“, verteidigte sich der Trainer allen Ernstes, „es ist sehr schwer, alles hundert Prozent immer wieder, um sicherzugehen.“ Puh!
schlechteste Klasse
“Es gab Sportfunktionäre, die sagten: Warum ruinierst du den Sport?” klagt Seppelt und fordert: „Wir müssen Menschen, die Sport treiben, vor Übergriffen schützen. Eine Aufgabe, die der Sport jahrzehntelang vernachlässigt hat. Und die Politik ist teilweise schuld.” Albtraum!
Ausschnitt des Abends
Sigmar Gabriel: In meiner SPD bin ich nicht dafür bekannt, besonders nachsichtig mit ihr zu sein.
Fazit
Spannende Themen und wichtige Fragen, aber routinierte Antworten, kaum Überraschendes und wenig Neues: Das war eine Talkshow der Kategorie „politischer Spätzunder“.