Stand: 31.08.2022 19:14 Uhr                 

Ein Bio-Produzent und Greenpeace werfen VW vor, durch den Verkauf klimaschädlicher Autos für Umweltschäden verantwortlich zu sein. Laut Gerichtsakten, die dem SWR und der Zeit vorliegen, sieht VW die Schuld fast ausschließlich bei den Fahrern. Marilina Görz y Moratalla und Nick Schader, SWR

In der von Greenpeace unterstützten Umweltklage eines Bio-Herstellers gegen Volkswagen schlug der Autokonzern vor dem Landgericht Detmold zurück: Gerichtsakten belegen, dass VW eine grundsätzliche Verantwortung für Schäden durch den Klimawandel bestreitet.

Stattdessen sind die Fahrer maßgeblich dafür verantwortlich. Wort für Wort zu VW: „Die dem Beklagten zurechenbaren CO2-Emissionen entstehen […] ca. 99 % nicht in deren Sphäre, sondern durch die autonome und eigennützige Nutzung der Fahrzeuge durch die Nutzer.

Umweltrechtler Prof. Martin Führ, Sachverständiger im Abgasforschungsausschuss des Bundestages, sieht in dieser Argumentation eine Verantwortungsverschiebung: „Wer VW-Autos kauft und nutzt, kann dies nur mit Produkten von VW tun. VW verfügt über einen langjährigen Wissens- und Kompetenzvorsprung deutlich verbrauchsärmere und damit klimafreundlichere Fahrzeuge zu produzieren. „Aber VW hat sich wie andere Hersteller entschieden, stärkere, schwerere und letztlich rentablere Fahrzeuge auf den Markt zu bringen“, sagte Fuhr im Gespräch mit dem SWR.

VW sieht keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Eigentum des Klägers

VW hält dem klagenden Biobauern entgegen, Autos mit Verbrennungsmotor würden sein Eigentum direkt beschädigen. In seiner Klage erklärte der Landwirt, dass der Klimawandel zu mehr Dürren und Hitzewellen führe. Dadurch werden vor allem seine Waldflächen, aber auch sein Getreide ernsthaft geschädigt. Dies zeigt sich wiederum sehr dramatisch in der aktuellen Hitzewelle.

Dabei geht es ihm aber nicht um Kompensation, sondern in erster Linie um den Klimaschutz für kommende Generationen. VW entgegnet zu seiner Verteidigung, dass ein einzelnes Unternehmen nicht direkt für Klimaschäden verantwortlich gemacht werden dürfe. Zudem verweist der Kläger auf „Phänomene, die – unabhängig von Häufigkeit und Intensität – und unabhängig vom Klimawandel auftreten. Auch in der vorindustriellen Zeit gab es Dürreperioden und unzureichende Bodenfeuchte.“

Experten wie der Ingenieurwissenschaftler Prof. Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin sehen das anders: „Mithilfe der Leistungsforschung ist es wissenschaftlich möglich, auch die aktuellen Dürren und die daraus resultierenden Waldschäden auf den Klimawandel zurückzuführen.“ VWs Aussage, die der Klimawandel verursacht hat durch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor keine direkten nachweisbaren negativen Auswirkungen auf das Eigentum des Landwirts haben.“

VW fordert die Politik zum Handeln auf

Der Konzern erklärte dem SWR, Volkswagen stehe für Klimaschutz und schnelle Dekarbonisierung, aber VW könne die Herausforderung nicht alleine bewältigen. Deshalb sei neben einem unterschiedlichen Käuferverhalten „staatliche Regulierung wichtig“.

In der Verteidigungsschrift von VW heißt es weiter: “Regierung und Parlament sind demokratisch legitimiert (…), Regulierungsentscheidungen zu treffen.” Brisant allerdings: Interne Dokumente, über die der SWR erstmals zu Beginn des Prozesses im Mai berichtete, deuten darauf hin, dass VW in der Vergangenheit erheblichen politischen Einfluss ausgeübt hat, um strengere Umweltrichtlinien zu verhindern.

VW-Modelle mit hohem CO2-Ausstoß

Als Beleg für seine Klimaschutzbemühungen führt VW zur Verteidigung auch an, dass alle EU-Gesetzgebungsvorgaben bezüglich des CO2-Ausstoßes eingehalten werden. Der CO2-Zielwert der EU liegt bei 95 Gramm, den die Fahrzeuge eines Herstellers im Durchschnitt einhalten müssen. Aber Autoverbände hatten darüber hinaus mögliche Zuschläge und Ausnahmen etwa für Elektroautos oder besonders schwere Autos ausgehandelt, sodass in der Praxis jeder Hersteller den Richtpreis überschreiten könnte.

VW kommt nach eigenen Angaben im Schnitt derzeit auf rund 118 Gramm CO2 und liegt damit offiziell im Plan. SWR-Berechnungen auf Basis von Absatz- und Herstellerangaben zeigen jedoch, dass die meistverkauften VW-Modelle mit Verbrennungsmotor deutlich über dem EU-Zielwert liegen: Golf-Modelle emittieren im Schnitt rund 130 Gramm CO2 pro Kilometer, das T-Roc-SUV 150 und die aktuellen Passat-Modelle mehr als 170 Gramm im Schnitt.

Das kritisiert auch Greenpeace. Der Konzern ist weltweit führend beim Absatz von SUVs, die besonders klimaschädlich sind. Daher ist Volkswagen mitverantwortlich dafür, dass der Verkehrssektor zwischen 1990 und 2019 überhaupt keine Treibhausgasemissionen reduziert hat. Damit verstößt der Konzern gegen die Ziele des Pariser Abkommens zum Klimaschutz.

„VW erreicht das Giftkabinett der Klimaleugner“

Auch die Umweltgruppe Greenpeace kritisierte die Argumente des Autobauers in ihrer Verteidigungsschrift und die anstehende Entscheidung des Landgerichts Detmold scharf: „VW greift tief in den Giftschrank der Klimawandelleugnung. Die Anwälte des Konzerns bemühen sich seit Jahren um den Beweis Klimawissenschaft Sie verzerren bewusst wissenschaftliche Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen extremen Wetterbedingungen wie Dürre und menschengemachten CO2-Emissionen. All dies steht im krassen Gegensatz zu dem Öko-Leader-Image, das VW öffentlich anstrebt”, sagt Nebenkläger und Vorstandsvorsitzender Greenpeace-Berater Martin Emberor.

VW teilte dem SWR mit, dass der Konzern in der Verantwortung stehe, den CO2-Ausstoß schnellstmöglich zu reduzieren: „Volkswagen hat sich 2018 als einer der ersten Autohersteller dem Pariser Klimaabkommen verpflichtet und will bis 2050 CO2-neutral sein last.” Die Marke Volkswagen wird zwischen 2033 und 2035 das letzte Fahrzeug mit Verbrennungsmotor in Europa verkaufen.

Wie der Prozess weitergeht, will das Amtsgericht Detmold am 9. September klären.

„Klima-Klage“: VW-Konzern sieht Verantwortung für Umweltschäden bei Autofahrern

Nick Schader, SWR, 31.08.2022 21:11 Uhr …


title: “Klage Vw Bestreitet Verantwortung F R Den Klimawandel Klmat” ShowToc: true date: “2022-11-03” author: “Patricia Walter”


                Stand: 31.08.2022 19:14 Uhr                 

Ein Bio-Produzent und Greenpeace werfen VW vor, durch den Verkauf klimaschädlicher Autos für Umweltschäden verantwortlich zu sein. Laut Gerichtsakten, die dem SWR und der Zeit vorliegen, sieht VW die Schuld fast ausschließlich bei den Fahrern. Marilina Görz y Moratalla und Nick Schader, SWR

In der von Greenpeace unterstützten Umweltklage eines Bio-Herstellers gegen Volkswagen schlug der Autokonzern vor dem Landgericht Detmold zurück: Gerichtsakten belegen, dass VW eine grundsätzliche Verantwortung für Schäden durch den Klimawandel bestreitet.

Stattdessen sind die Fahrer maßgeblich dafür verantwortlich. Wort für Wort zu VW: „Die dem Beklagten zurechenbaren CO2-Emissionen entstehen […] ca. 99 % nicht in deren Sphäre, sondern durch die autonome und eigennützige Nutzung der Fahrzeuge durch die Nutzer.

Umweltrechtler Prof. Martin Führ, Sachverständiger im Abgasforschungsausschuss des Bundestages, sieht in dieser Argumentation eine Verantwortungsverschiebung: „Wer VW-Autos kauft und nutzt, kann dies nur mit Produkten von VW tun. VW verfügt über einen langjährigen Wissens- und Kompetenzvorsprung deutlich verbrauchsärmere und damit klimafreundlichere Fahrzeuge zu produzieren. „Aber VW hat sich wie andere Hersteller entschieden, stärkere, schwerere und letztlich rentablere Fahrzeuge auf den Markt zu bringen“, sagte Fuhr im Gespräch mit dem SWR.

VW sieht keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Eigentum des Klägers

VW hält dem klagenden Biobauern entgegen, Autos mit Verbrennungsmotor würden sein Eigentum direkt beschädigen. In seiner Klage erklärte der Landwirt, dass der Klimawandel zu mehr Dürren und Hitzewellen führe. Dadurch werden vor allem seine Waldflächen, aber auch sein Getreide ernsthaft geschädigt. Dies zeigt sich wiederum sehr dramatisch in der aktuellen Hitzewelle.

Dabei geht es ihm aber nicht um Kompensation, sondern in erster Linie um den Klimaschutz für kommende Generationen. VW entgegnet zu seiner Verteidigung, dass ein einzelnes Unternehmen nicht direkt für Klimaschäden verantwortlich gemacht werden dürfe. Zudem verweist der Kläger auf „Phänomene, die – unabhängig von Häufigkeit und Intensität – und unabhängig vom Klimawandel auftreten. Auch in der vorindustriellen Zeit gab es Dürreperioden und unzureichende Bodenfeuchte.“

Experten wie der Ingenieurwissenschaftler Prof. Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin sehen das anders: „Mithilfe der Leistungsforschung ist es wissenschaftlich möglich, auch die aktuellen Dürren und die daraus resultierenden Waldschäden auf den Klimawandel zurückzuführen.“ VWs Aussage, die der Klimawandel verursacht hat durch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor keine direkten nachweisbaren negativen Auswirkungen auf das Eigentum des Landwirts haben.“

VW fordert die Politik zum Handeln auf

Der Konzern erklärte dem SWR, Volkswagen stehe für Klimaschutz und schnelle Dekarbonisierung, aber VW könne die Herausforderung nicht alleine bewältigen. Deshalb sei neben einem unterschiedlichen Käuferverhalten „staatliche Regulierung wichtig“.

In der Verteidigungsschrift von VW heißt es weiter: “Regierung und Parlament sind demokratisch legitimiert (…), Regulierungsentscheidungen zu treffen.” Brisant allerdings: Interne Dokumente, über die der SWR erstmals zu Beginn des Prozesses im Mai berichtete, deuten darauf hin, dass VW in der Vergangenheit erheblichen politischen Einfluss ausgeübt hat, um strengere Umweltrichtlinien zu verhindern.

VW-Modelle mit hohem CO2-Ausstoß

Als Beleg für seine Klimaschutzbemühungen führt VW zur Verteidigung auch an, dass alle EU-Gesetzgebungsvorgaben bezüglich des CO2-Ausstoßes eingehalten werden. Der CO2-Zielwert der EU liegt bei 95 Gramm, den die Fahrzeuge eines Herstellers im Durchschnitt einhalten müssen. Aber Autoverbände hatten darüber hinaus mögliche Zuschläge und Ausnahmen etwa für Elektroautos oder besonders schwere Autos ausgehandelt, sodass in der Praxis jeder Hersteller den Richtpreis überschreiten könnte.

VW kommt nach eigenen Angaben im Schnitt derzeit auf rund 118 Gramm CO2 und liegt damit offiziell im Plan. SWR-Berechnungen auf Basis von Absatz- und Herstellerangaben zeigen jedoch, dass die meistverkauften VW-Modelle mit Verbrennungsmotor deutlich über dem EU-Zielwert liegen: Golf-Modelle emittieren im Schnitt rund 130 Gramm CO2 pro Kilometer, das T-Roc-SUV 150 und die aktuellen Passat-Modelle mehr als 170 Gramm im Schnitt.

Das kritisiert auch Greenpeace. Der Konzern ist weltweit führend beim Absatz von SUVs, die besonders klimaschädlich sind. Daher ist Volkswagen mitverantwortlich dafür, dass der Verkehrssektor zwischen 1990 und 2019 überhaupt keine Treibhausgasemissionen reduziert hat. Damit verstößt der Konzern gegen die Ziele des Pariser Abkommens zum Klimaschutz.

„VW erreicht das Giftkabinett der Klimaleugner“

Auch die Umweltgruppe Greenpeace kritisierte die Argumente des Autobauers in ihrer Verteidigungsschrift und die anstehende Entscheidung des Landgerichts Detmold scharf: „VW greift tief in den Giftschrank der Klimawandelleugnung. Die Anwälte des Konzerns bemühen sich seit Jahren um den Beweis Klimawissenschaft Sie verzerren bewusst wissenschaftliche Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen extremen Wetterbedingungen wie Dürre und menschengemachten CO2-Emissionen. All dies steht im krassen Gegensatz zu dem Öko-Leader-Image, das VW öffentlich anstrebt”, sagt Nebenkläger und Vorstandsvorsitzender Greenpeace-Berater Martin Emberor.

VW teilte dem SWR mit, dass der Konzern in der Verantwortung stehe, den CO2-Ausstoß schnellstmöglich zu reduzieren: „Volkswagen hat sich 2018 als einer der ersten Autohersteller dem Pariser Klimaabkommen verpflichtet und will bis 2050 CO2-neutral sein last.” Die Marke Volkswagen wird zwischen 2033 und 2035 das letzte Fahrzeug mit Verbrennungsmotor in Europa verkaufen.

Wie der Prozess weitergeht, will das Amtsgericht Detmold am 9. September klären.

„Klima-Klage“: VW-Konzern sieht Verantwortung für Umweltschäden bei Autofahrern

Nick Schader, SWR, 31.08.2022 21:11 Uhr …


title: “Klage Vw Bestreitet Verantwortung F R Den Klimawandel Klmat” ShowToc: true date: “2022-12-10” author: “Alice Bernard”


                Stand: 31.08.2022 19:14 Uhr                 

Ein Bio-Produzent und Greenpeace werfen VW vor, durch den Verkauf klimaschädlicher Autos für Umweltschäden verantwortlich zu sein. Laut Gerichtsakten, die dem SWR und der Zeit vorliegen, sieht VW die Schuld fast ausschließlich bei den Fahrern. Marilina Görz y Moratalla und Nick Schader, SWR

In der von Greenpeace unterstützten Umweltklage eines Bio-Herstellers gegen Volkswagen schlug der Autokonzern vor dem Landgericht Detmold zurück: Gerichtsakten belegen, dass VW eine grundsätzliche Verantwortung für Schäden durch den Klimawandel bestreitet.

Stattdessen sind die Fahrer maßgeblich dafür verantwortlich. Wort für Wort zu VW: „Die dem Beklagten zurechenbaren CO2-Emissionen entstehen […] ca. 99 % nicht in deren Sphäre, sondern durch die autonome und eigennützige Nutzung der Fahrzeuge durch die Nutzer.

Umweltrechtler Prof. Martin Führ, Sachverständiger im Abgasforschungsausschuss des Bundestages, sieht in dieser Argumentation eine Verantwortungsverschiebung: „Wer VW-Autos kauft und nutzt, kann dies nur mit Produkten von VW tun. VW verfügt über einen langjährigen Wissens- und Kompetenzvorsprung deutlich verbrauchsärmere und damit klimafreundlichere Fahrzeuge zu produzieren. „Aber VW hat sich wie andere Hersteller entschieden, stärkere, schwerere und letztlich rentablere Fahrzeuge auf den Markt zu bringen“, sagte Fuhr im Gespräch mit dem SWR.

VW sieht keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Eigentum des Klägers

VW hält dem klagenden Biobauern entgegen, Autos mit Verbrennungsmotor würden sein Eigentum direkt beschädigen. In seiner Klage erklärte der Landwirt, dass der Klimawandel zu mehr Dürren und Hitzewellen führe. Dadurch werden vor allem seine Waldflächen, aber auch sein Getreide ernsthaft geschädigt. Dies zeigt sich wiederum sehr dramatisch in der aktuellen Hitzewelle.

Dabei geht es ihm aber nicht um Kompensation, sondern in erster Linie um den Klimaschutz für kommende Generationen. VW entgegnet zu seiner Verteidigung, dass ein einzelnes Unternehmen nicht direkt für Klimaschäden verantwortlich gemacht werden dürfe. Zudem verweist der Kläger auf „Phänomene, die – unabhängig von Häufigkeit und Intensität – und unabhängig vom Klimawandel auftreten. Auch in der vorindustriellen Zeit gab es Dürreperioden und unzureichende Bodenfeuchte.“

Experten wie der Ingenieurwissenschaftler Prof. Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin sehen das anders: „Mithilfe der Leistungsforschung ist es wissenschaftlich möglich, auch die aktuellen Dürren und die daraus resultierenden Waldschäden auf den Klimawandel zurückzuführen.“ VWs Aussage, die der Klimawandel verursacht hat durch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor keine direkten nachweisbaren negativen Auswirkungen auf das Eigentum des Landwirts haben.“

VW fordert die Politik zum Handeln auf

Der Konzern erklärte dem SWR, Volkswagen stehe für Klimaschutz und schnelle Dekarbonisierung, aber VW könne die Herausforderung nicht alleine bewältigen. Deshalb sei neben einem unterschiedlichen Käuferverhalten „staatliche Regulierung wichtig“.

In der Verteidigungsschrift von VW heißt es weiter: “Regierung und Parlament sind demokratisch legitimiert (…), Regulierungsentscheidungen zu treffen.” Brisant allerdings: Interne Dokumente, über die der SWR erstmals zu Beginn des Prozesses im Mai berichtete, deuten darauf hin, dass VW in der Vergangenheit erheblichen politischen Einfluss ausgeübt hat, um strengere Umweltrichtlinien zu verhindern.

VW-Modelle mit hohem CO2-Ausstoß

Als Beleg für seine Klimaschutzbemühungen führt VW zur Verteidigung auch an, dass alle EU-Gesetzgebungsvorgaben bezüglich des CO2-Ausstoßes eingehalten werden. Der CO2-Zielwert der EU liegt bei 95 Gramm, den die Fahrzeuge eines Herstellers im Durchschnitt einhalten müssen. Aber Autoverbände hatten darüber hinaus mögliche Zuschläge und Ausnahmen etwa für Elektroautos oder besonders schwere Autos ausgehandelt, sodass in der Praxis jeder Hersteller den Richtpreis überschreiten könnte.

VW kommt nach eigenen Angaben im Schnitt derzeit auf rund 118 Gramm CO2 und liegt damit offiziell im Plan. SWR-Berechnungen auf Basis von Absatz- und Herstellerangaben zeigen jedoch, dass die meistverkauften VW-Modelle mit Verbrennungsmotor deutlich über dem EU-Zielwert liegen: Golf-Modelle emittieren im Schnitt rund 130 Gramm CO2 pro Kilometer, das T-Roc-SUV 150 und die aktuellen Passat-Modelle mehr als 170 Gramm im Schnitt.

Das kritisiert auch Greenpeace. Der Konzern ist weltweit führend beim Absatz von SUVs, die besonders klimaschädlich sind. Daher ist Volkswagen mitverantwortlich dafür, dass der Verkehrssektor zwischen 1990 und 2019 überhaupt keine Treibhausgasemissionen reduziert hat. Damit verstößt der Konzern gegen die Ziele des Pariser Abkommens zum Klimaschutz.

„VW erreicht das Giftkabinett der Klimaleugner“

Auch die Umweltgruppe Greenpeace kritisierte die Argumente des Autobauers in ihrer Verteidigungsschrift und die anstehende Entscheidung des Landgerichts Detmold scharf: „VW greift tief in den Giftschrank der Klimawandelleugnung. Die Anwälte des Konzerns bemühen sich seit Jahren um den Beweis Klimawissenschaft Sie verzerren bewusst wissenschaftliche Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen extremen Wetterbedingungen wie Dürre und menschengemachten CO2-Emissionen. All dies steht im krassen Gegensatz zu dem Öko-Leader-Image, das VW öffentlich anstrebt”, sagt Nebenkläger und Vorstandsvorsitzender Greenpeace-Berater Martin Emberor.

VW teilte dem SWR mit, dass der Konzern in der Verantwortung stehe, den CO2-Ausstoß schnellstmöglich zu reduzieren: „Volkswagen hat sich 2018 als einer der ersten Autohersteller dem Pariser Klimaabkommen verpflichtet und will bis 2050 CO2-neutral sein last.” Die Marke Volkswagen wird zwischen 2033 und 2035 das letzte Fahrzeug mit Verbrennungsmotor in Europa verkaufen.

Wie der Prozess weitergeht, will das Amtsgericht Detmold am 9. September klären.

„Klima-Klage“: VW-Konzern sieht Verantwortung für Umweltschäden bei Autofahrern

Nick Schader, SWR, 31.08.2022 21:11 Uhr …


title: “Klage Vw Bestreitet Verantwortung F R Den Klimawandel Klmat” ShowToc: true date: “2022-11-16” author: “Walter William”


                Stand: 31.08.2022 19:14 Uhr                 

Ein Bio-Produzent und Greenpeace werfen VW vor, durch den Verkauf klimaschädlicher Autos für Umweltschäden verantwortlich zu sein. Laut Gerichtsakten, die dem SWR und der Zeit vorliegen, sieht VW die Schuld fast ausschließlich bei den Fahrern. Marilina Görz y Moratalla und Nick Schader, SWR

In der von Greenpeace unterstützten Umweltklage eines Bio-Herstellers gegen Volkswagen schlug der Autokonzern vor dem Landgericht Detmold zurück: Gerichtsakten belegen, dass VW eine grundsätzliche Verantwortung für Schäden durch den Klimawandel bestreitet.

Stattdessen sind die Fahrer maßgeblich dafür verantwortlich. Wort für Wort zu VW: „Die dem Beklagten zurechenbaren CO2-Emissionen entstehen […] ca. 99 % nicht in deren Sphäre, sondern durch die autonome und eigennützige Nutzung der Fahrzeuge durch die Nutzer.

Umweltrechtler Prof. Martin Führ, Sachverständiger im Abgasforschungsausschuss des Bundestages, sieht in dieser Argumentation eine Verantwortungsverschiebung: „Wer VW-Autos kauft und nutzt, kann dies nur mit Produkten von VW tun. VW verfügt über einen langjährigen Wissens- und Kompetenzvorsprung deutlich verbrauchsärmere und damit klimafreundlichere Fahrzeuge zu produzieren. „Aber VW hat sich wie andere Hersteller entschieden, stärkere, schwerere und letztlich rentablere Fahrzeuge auf den Markt zu bringen“, sagte Fuhr im Gespräch mit dem SWR.

VW sieht keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Eigentum des Klägers

VW hält dem klagenden Biobauern entgegen, Autos mit Verbrennungsmotor würden sein Eigentum direkt beschädigen. In seiner Klage erklärte der Landwirt, dass der Klimawandel zu mehr Dürren und Hitzewellen führe. Dadurch werden vor allem seine Waldflächen, aber auch sein Getreide ernsthaft geschädigt. Dies zeigt sich wiederum sehr dramatisch in der aktuellen Hitzewelle.

Dabei geht es ihm aber nicht um Kompensation, sondern in erster Linie um den Klimaschutz für kommende Generationen. VW entgegnet zu seiner Verteidigung, dass ein einzelnes Unternehmen nicht direkt für Klimaschäden verantwortlich gemacht werden dürfe. Zudem verweist der Kläger auf „Phänomene, die – unabhängig von Häufigkeit und Intensität – und unabhängig vom Klimawandel auftreten. Auch in der vorindustriellen Zeit gab es Dürreperioden und unzureichende Bodenfeuchte.“

Experten wie der Ingenieurwissenschaftler Prof. Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin sehen das anders: „Mithilfe der Leistungsforschung ist es wissenschaftlich möglich, auch die aktuellen Dürren und die daraus resultierenden Waldschäden auf den Klimawandel zurückzuführen.“ VWs Aussage, die der Klimawandel verursacht hat durch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor keine direkten nachweisbaren negativen Auswirkungen auf das Eigentum des Landwirts haben.“

VW fordert die Politik zum Handeln auf

Der Konzern erklärte dem SWR, Volkswagen stehe für Klimaschutz und schnelle Dekarbonisierung, aber VW könne die Herausforderung nicht alleine bewältigen. Deshalb sei neben einem unterschiedlichen Käuferverhalten „staatliche Regulierung wichtig“.

In der Verteidigungsschrift von VW heißt es weiter: “Regierung und Parlament sind demokratisch legitimiert (…), Regulierungsentscheidungen zu treffen.” Brisant allerdings: Interne Dokumente, über die der SWR erstmals zu Beginn des Prozesses im Mai berichtete, deuten darauf hin, dass VW in der Vergangenheit erheblichen politischen Einfluss ausgeübt hat, um strengere Umweltrichtlinien zu verhindern.

VW-Modelle mit hohem CO2-Ausstoß

Als Beleg für seine Klimaschutzbemühungen führt VW zur Verteidigung auch an, dass alle EU-Gesetzgebungsvorgaben bezüglich des CO2-Ausstoßes eingehalten werden. Der CO2-Zielwert der EU liegt bei 95 Gramm, den die Fahrzeuge eines Herstellers im Durchschnitt einhalten müssen. Aber Autoverbände hatten darüber hinaus mögliche Zuschläge und Ausnahmen etwa für Elektroautos oder besonders schwere Autos ausgehandelt, sodass in der Praxis jeder Hersteller den Richtpreis überschreiten könnte.

VW kommt nach eigenen Angaben im Schnitt derzeit auf rund 118 Gramm CO2 und liegt damit offiziell im Plan. SWR-Berechnungen auf Basis von Absatz- und Herstellerangaben zeigen jedoch, dass die meistverkauften VW-Modelle mit Verbrennungsmotor deutlich über dem EU-Zielwert liegen: Golf-Modelle emittieren im Schnitt rund 130 Gramm CO2 pro Kilometer, das T-Roc-SUV 150 und die aktuellen Passat-Modelle mehr als 170 Gramm im Schnitt.

Das kritisiert auch Greenpeace. Der Konzern ist weltweit führend beim Absatz von SUVs, die besonders klimaschädlich sind. Daher ist Volkswagen mitverantwortlich dafür, dass der Verkehrssektor zwischen 1990 und 2019 überhaupt keine Treibhausgasemissionen reduziert hat. Damit verstößt der Konzern gegen die Ziele des Pariser Abkommens zum Klimaschutz.

„VW erreicht das Giftkabinett der Klimaleugner“

Auch die Umweltgruppe Greenpeace kritisierte die Argumente des Autobauers in ihrer Verteidigungsschrift und die anstehende Entscheidung des Landgerichts Detmold scharf: „VW greift tief in den Giftschrank der Klimawandelleugnung. Die Anwälte des Konzerns bemühen sich seit Jahren um den Beweis Klimawissenschaft Sie verzerren bewusst wissenschaftliche Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen extremen Wetterbedingungen wie Dürre und menschengemachten CO2-Emissionen. All dies steht im krassen Gegensatz zu dem Öko-Leader-Image, das VW öffentlich anstrebt”, sagt Nebenkläger und Vorstandsvorsitzender Greenpeace-Berater Martin Emberor.

VW teilte dem SWR mit, dass der Konzern in der Verantwortung stehe, den CO2-Ausstoß schnellstmöglich zu reduzieren: „Volkswagen hat sich 2018 als einer der ersten Autohersteller dem Pariser Klimaabkommen verpflichtet und will bis 2050 CO2-neutral sein last.” Die Marke Volkswagen wird zwischen 2033 und 2035 das letzte Fahrzeug mit Verbrennungsmotor in Europa verkaufen.

Wie der Prozess weitergeht, will das Amtsgericht Detmold am 9. September klären.

„Klima-Klage“: VW-Konzern sieht Verantwortung für Umweltschäden bei Autofahrern

Nick Schader, SWR, 31.08.2022 21:11 Uhr …